laut.de-Kritik
Edle Retrospektive von Wayne Rooneys Lieblingsband.
Review von Thomas Klaus1997 machten drei Waliser mit ihrem Debütalbum dem Oasis-Erstling "Definitely Maybe" Konkurrenz. Elf Jahre später ziehen die Stereophonics nach unzähligen Hitlandungen in den UK-Charts und dem Ritterschlag durch Britbomber Wayne Rooney auf der Best Of-Compilation "Decade In The Sun" Bilanz.
Wenn Bands kurz vor der weihnachtlichen Verbrauchermobilisierung Greatest Hits-Alben veröffentlichen, plagen sie ja in der Regel akute Geldsorgen, musikalische Stagnation oder Scherereien mit ihrer Plattenfirma, der man noch eine letzte Platte schuldig ist.
Nach fünfmaliger Pole Position in den britischen Album-Charts und einem ganzen Sack voll Hitsingles dürfte das Hungertuch für die Britpopper noch in weiter Ferne liegen. Am Ende der kreativen Fahnenstange sind sie ihrem letzten Lebenszeichen nach zu urteilen ebenfalls noch nicht angelangt. Bleibt noch ein Beef mit dem V2/Universal-Label als potenzielle Erklärung übrig, zumal die Schlussstrich-These durch das 2006er "Live From Dakota"-Doppelalbum untermauert wird.
Verdächtig auch, dass die Plattenfirma so richtig in die Vollen geht und zum Rundumschlag samt Deluxe-2-Disc-Edition und flankierender DVD mit allen Videoclips und Livemitschnitten ausholt. Aber genug der Spekulation. Gehen wir ans Eingemachte, das in der Deluxe-Version mit edlem Hardcover-Buchformat aufwartet und als Sahnehäubchen die Plattenregale der Stereophonics-Fans vervollständigt.
Auf der ersten CD (die der Standard-Variante entspricht) rekapituliert die Band ihre gesamte Diskographie anhand von 20 Songs. Dabei wird einem mal wieder vor die Lauscher geführt, wie viele Ohrwürmer Kelly Jones und Konsorten während einer Dekade zustande gebracht haben. Respekt, die Herren – selbst als Fachunkundiger hat man mindestens jeden zweiten Song dieses Œuvre-Konzentrats schon mal irgendwann irgendwo gehört.
Neben dem obligatorischen Überflieger "Have A Nice Day", den wohl jeder kennt, tummeln sich mit "Dakota", "The Bartender And The Chief", "Pick A Part Thats New", "My Own Worst Enemy" und "Devil" die üblichen Verdächtigen im Spannungsfeld von rockig bis leise.
Auf der Bonus-CD gibts dann in Form von raren B-Seiten, EP-Tracks und Outtakes zwanzig weitere Rosinen für Fans und Sammler. Natürlich darf hier das Randy Newman-Cover "Mama Told Me Not To Come" mit dem Tiger Tom Jones höchstpersönlich nicht fehlen. Im üppigen Booklet sind auf 32 Seiten die Texte zu den regulären Albumstücken sowie Fotos der Band auf und vor allem hinter der Bühne versammelt.
Darunter auch Schnappschüsse der Jungs samt Oliba, Unterbuxen und Liam Gallagher. Neueinsteiger dürften aber auch mit der Standardausgabe und den zwanzig veritablen Alternative-Hits gut bedient sein.
Insgesamt also eine formschöne und mit fast 150 Minuten sehr gehaltvolle Deluxe-Edition samt Goldlettern und Jubiläumswappen. Man darf gespannt sein, ob Englands Fußball-Darling Wayne Rooney diese Tattoo-Steilvorlage annimmt und den Rasen von ManU demnächst noch bunter durchpflügt.
Der prominenteste Fan der Stereophonics hat der Band erst im Juli 2008 seine ewige Liebe geschworen, indem er sich mit dem Stereophonics-Slogan "Just Enough Education To Perform" seinen Bildungsstatus auf den Unterarm tätowieren ließ.
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