laut.de-Kritik
Lockere Melodien und eine ungewöhnliche Stimme.
Review von Vicky ButscherHilfe! Wie oft waren die Stereophonics in letzter Zeit in den USA? Wenn man "Vegas Two Times", das erste Stück des neuen Albums "Just Enough Education to Perform" hört, hat man das Gefühl, die Waliser wären soeben zu Led-Zeppelin nacheifernden Möchtegern-Amerikanern mutiert.
Ist das also der viel gepriesene "neue" Stereophonics-Stil? Nein, das Album geht ja Gott sei Dank weiter. "Wir haben das Stück bewusst an den Anfang gestellt, um die Leute ein bisschen auf den Arm zu nehmen", so Kelly Jones' Begründung. Danke auch, ist gelungen!
Auch wenn "Just Enough Education to Perform", wie man im Vorfeld zur Genüge verlauten lassen hat, einige musikalische Neuerungen zu bieten hat und insgesamt etwas ruhiger ist als seine Vorgänger... Es gab ja auch auf den alten Alben nicht nur "Bartender and the Thief", sondern auch Songs wie "A Minute Longer". Genau da knüpft das neue Album an. Die Stücke sind alle etwas "mellow", die alten Gitarre- Bass- Schlagzeug- Gesang-Strukturen wurden ein wenig erweitert.
Besonders stolz ist man im Hause Stereophonics auf das Wurlitzer-Riff in "Mr. Writer", die Band hält es für das ungewöhnlichste Stück, das sie je gemacht hat. Der Grund, warum es zur Vorabsingle gekürt wurde, obwohl mit "Have A Nice Day" ein weit eingängigeres Stück auf dem Album zu finden ist. Textlich wieder eine Referenz an einen Amerika-Aufenthalt, musikalisch eher universell. Lockere babadap-handclap-Melodien gepaart mit einem locker-leichten Gitarrenbackground lassen den Hörer fröhlich durchs Lied hüpfen. Sicher einer der Ohrwurmeinbrenn-Höhepunkte der Platte, noch sicherer die nächste Single.
Den typischen Stereophonics-Touch erhält die Platte auch und vor allem durch den hohen Wiedererkennungswert der ungewöhnlichen, rauhen, klebrig-in-die-Länge-gezogenen Stimme Kelly Jones'. Dieser sieht sich als Geschichtenerzähler, was die Texte wie schon auf den vorherigen Alben sehr bodenständig macht. Er beobachtet Menschen und schreibt seinen Gedanken dazu auf. Oder er denkt sich Geschichten aus, wie in "Every Day I Think of Money".
Die Stereophonics haben sich für "Just Enough Education to Perform" viel Zeit und Ruhe gegönnt. Das ergab zwar keinen totalen Stilwechsel, alles in allem ist die Platte aber ein bisschen ruhiger und musikalisch mutiger geworden, man hat den lauten Gesang und die lauten Gitarren um ein paar Instrumente und Klangschichten erweitert und ist dafür insgesamt bei vollerem Sound ruhiger geworden. Sie selbst bezeichnen es als musikalischer. Ich nenne es schlicht und einfach gelungen.
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