laut.de-Kritik
Indierock und Folk mit viel Atmosphäre.
Review von Kai ButterweckTimothy Showalter ist ein Stehaufmännchen wie er im Buche steht. Mögen die Hürden für den passionierten Rauschebart-Träger aus Pennsylvania auch noch so hoch sein: Er findet immer einen Weg zurück ins Licht.
Nach gescheiterten Beziehungen, einem abgebrannten Eigenheim und einem schweren Verkehrsunfall inklusive Nahtoderfahrung kam im vergangenen Jahr auch noch die schwere Erkrankung seines Bruders dazu. Timothys Reaktion: Wie schon drei Jahre zuvor ("Heal") dackelte das Strand Of Oaks-Mastermind schnurstracks ins Studio, um der Schattenwelt des Lebens mit Musik die Stirn zu bieten. Und diese klingt zunächst einmal vertraut.
Mit flüsterndem Gesang und psychedelisch blubbernden Keyboards erinnert der Titeltrack "Hard Love" an so manches Klangbild aus der jüngeren Vergangenheit. Das anschließende "Radio Kids" hingegen präsentiert sich in neuem Gewand. Kratzige Indierock-Gitarren legen sich über stolpernde Garage-Beats. Nach einer halben Minute schnappt sich Timothy das Mikrofon und beamt uns zurück ins Jahr 1978. Den Boss vor Augen und mit der "Darkness On The Edge Of Town"-Vinyl-Version in den Händen zeigt er Brian Fallon wie mans richtig macht.
Danach brechen alle Dämme. Rückgekoppelte Noise-Gitarren paaren sich mit düsterem Schluchzen ("Everything"). Vier Minuten später schunkelt Timothy wieder im Melancholie-Modus ("Salt Brothers"). Spätestens jetzt weiß der Hörer nicht mehr in welcher Genre-Schublade man Platz schaffen sollte.
"On The Hill" erinnert an wabernde The Clash-Zeiten, während "Quit It" zwischen wehleidigem Folk und rumpeligem Indierock hin und her pendelt. Dazwischen: triste Piano-Endlosschleifen ("Cry"). Und danach: ein Kniefall vor den Stones ("Rest Of It") und acht heilsame Psychedelic-Minuten ("Taking Acid And Talking To My Brother").
Mit "Hard Love" lässt Timothy Showalter alias Strand Of Oaks seine bis dato prallste musikalische Wundertüte vom Stapel. Fast jeder Song auf dem Album geht seinen eigenen Weg. Hier ist nichts vorhersehbar und dennoch schafft es Showalter einen dicken roten Faden zu spannen. Und zwar mit einer durchgehend mystischen Atmosphäre, die Freunde narkotisierender Kammer-Rock-Klänge vom ersten Moment an in ihren Bann zieht.
3 Kommentare
Jau. Taugt. Habe es gerne gehört. Nach Paddy tarleton gerade mein lieblings jewSA folker
Für mich seit Jahren ein schöner Geheimtipp. Das neue Album ist quasi die Komprimierung der Discographie. Vom ruhigen melancholischen PopeKillDragon über das rauhere, kratzige DarkShores bis zum Indiealbum Heal. Live absolut am ausrasten und sehr zum empfehlen.
Tolles Album ! Momentan auf Dauerschleife ... erinnert teilweise auch etwas an Pink Floyd .