laut.de-Kritik
Eine düstere Folkrock-Reise auf dem Highway 101.
Review von Giuliano BenassiAls Eröffnung dient das Geräusch eines vorbei fahrenden Autos, während am Ende von "Say Goodbye" ein Zug durch den Kopfhörer rattert. "Lass uns losfahren, sobald du fertig bist", lautet wohl der komplette der Titel dieses Albums.
Eine musikalische Reise, die zwei Teilnehmer umfasst, denn neben Sänger, Liederautor und Gitarrist David Freel ist auch Schlagzeuger Sean Kirkpatrick wieder mit dabei. Nicht nur bemüht er sich am Keyboard und steuert die Gemälde für das Booklet bei; zusätzlich stellte er für einen guten Teil der Aufnahmen seine Garage zur Verfügung.
Die 300 Meilen entlang des kalifornischen Highway 101, die Freel von Kirkpatrick trennten, haben sowohl in der Musik als auch in den Texten deutliche Spuren hinterlassen. Akustikgitarrenakkorde, gelegentliche elektrische Noten, langsame lang gezogene Keyboardmelodien und ein oft frenetisches Schlagzeug lassen mentale Bilder von nächtlichen, menschenleeren Straßen entstehen, die zugleich leicht bedrohlich, aber auch aufregend wirken.
Freels Zeilen bewegen sich zwischen Roadtrips und existentiellen Gedanken. "Ich fahre wie blind, aber ich werde es trotzdem schaffen", heißt es etwa in "Better Than Oil". "Ich rase die Straße hinunter, Gott weiß wohin, von Kalifornien nach Arizona, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen" dagegen in "California, Arizona". "Möchtest du die Welt verbessern? Warte auf die Show. Eine fertige und abbezahlte Welt, Gold und Perlen, die deinen Erwartungen entsprechen. Viel Glück", dagegen sarkastisch im Opener "Soon Enough".
"Whenever You're Ready" ist kein Album, das gute Laune macht. Dafür ist es musikalisch und textlich zu düster. Aber es ist ehrlich, handwerklich gut umgesetzt und erinnert in seiner Atmosphäre immer wieder an Howe Gelb.
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