laut.de-Kritik
Weihnachtshits in düster sowie ein neuer Song.
Review von Toni HennigTarja veröffentlichte mit "From Spirits And Ghosts (Score For A Dark Christmas)" vor sechs Jahren ihr erstes Weihnachtsalbum. Nun läutet die Ex-Nightwish-Sängerin mit "Dark Christmas" ein weiteres Mal die Zeit vor dem Fest ein.
In "The First Noel" ertönen zunächst friedliche Glockensounds. Danach wird es aber ganz schnell sehr bedrohlich, was der mysteriöse Gesang nur weiter verstärkt. Am Ende mündet die Nummer in einem bombastischen Orchesterfinale, in dem die mehrere Oktaven umfassende Stimme der Finnin so richtig zur Geltung kommt. Dass diese bombastische, geradezu cineastische Seite Tarja am Besten zu Gesicht steht, untermauern auch die folgenden Tracks. Die Originale sind dabei kaum noch wiederzuerkennen. Das eigens für diese Zusammenstellung geschriebene Titelstück knüpft stilistisch nahtlos daran an. In den Streichern und den Vocals schwingt jedoch auch viel melancholische Wärme mit.
Bei den restlichen Neuinterpretationen hat man sich dagegen melodisch sehr nah am Original orientiert, wodurch die Platte schnell an Reiz verliert. "Jingle Bell Rock" kommt zwar in einem angerockten Gewand daher, schießt aber mit dem ausuferndem Kinderchoreinsatz zu sehr übers Ziel hinaus. Warum man später noch eine weitere Neueinspielung von "Jingle Bells" bekommt, erschließt sich einem nur schwer.
"White Christmas" und "All I Want For Christmas Is You" kommen im einschläfernden Slow Motion-Gewand daher. So etwas wie ein kurzes Gitarrensolo hätte die Coverversionen vielleicht gut aufgelockert. Zumindest legt der Kinderchor in der erstgenannten Neuinterpretation eine kurze Pause ein. Der besitzt im Zusammenspiel mit Tarjas unheilvollen Vocals und düsteren Cello- und Trommelklängen in "Wonderful Christmastime" schon fast etwas Skurriles. Im Grunde kommt man sich beim Hören wie in einem schlechten Tim Burton-Film vor. Das mit Herzschlagtönen unterlegte "Last Christmas" taugt danach höchstens zum Downer. Mehr orchestrale Momente bietet wieder "Rudolph The Red-Nosed Reindeer", das im Refrain jedoch wieder mit schaurigem Kinderchor aufwartet.
"Angels We Have Heard On High" reißt das Ruder aber glücklicherweise noch mal rum, wenn festliche Arrangements und engelhafter Gesang für einen versöhnlichen Ausklang sorgen. Es muss ja nicht immer Trübsal sein. Am Ende täuschen die guten Ideen über die Gleichförmigkeit jedoch nicht hinweg.
1 Kommentar
Tarja ist so ein Phänomen irgendwie... Großartiger Gesang, soweit ich das als kompletter Laie beurteilen kann, allem Anschein nach aber weitgehend unfähig, eigene Songs zu schreiben, die irgendwie Relevanz besitzen, dann aber wieder hoch kreativ beim Finden neuer Wege, den frustrierten Nightwish-Fans von früher, die seit ihrem Split von der Band emotional nicht mehr so recht auf die Beine gekommen sind, weiter und weiter Geld aus allen Körperöffnungen zu ziehen... Lässt mich irgendwie ratlos zurück, so ein Weihnachtsalbum