laut.de-Kritik
In Gedenken an Front 242, Nitzer Ebb und Skinny Puppy.
Review von Michael SchuhFront 242, Skinny Puppy, Nitzer Ebb; Namen, bei deren Nennung jener Bevölkerungsgruppe Tränen in die Augen steigen, die mit dem Szene-Phänomen EBM groß geworden sind.
Diese Zeit ist lange vorbei und Veröffentlichungen wie Tenses "Memory" werfen abermals die Frage auf, warum in den letzten Jahren zwar Synthie-Pop und Gothic, nicht aber dieses mit flacher Handkante auf die Tanzfläche zugeschnittene Seitengenre eine Frischzellenkur erhielt (trotz erheblicher Anstrengungen seitens Schwefelgelb und Rummelsnuff).
Doch selbst der letzte glühende Anhänger müsste sich heute eingestehen, dass der heute etwas eckig klingende Oldschool-EBM irgendwann links vom Rave-Zug überholt wurde. Das Ein-Mann-Projekt Tense hats dagegen lieber eckig. Robert aus Houston entschied sich 2006 für eine Musikrichtung, die außer ihm in Texas wahrscheinlich niemand hört, geschweige denn kennt.
Drei Jahre eisenhartes Homeworking resultierten im Longplayer "Memory", wie die Promo-Info überflüssigerweise anmerkt. Das Resultat klingt trotzdem nach einer Zeit, als sich DJs noch stolz Namen wie Talla 2XLC zulegten und Schweißerbillen im Verbund mit Tarnnetzen auf der Bühne die absolute Provokation darstellten.
Im Prinzip nichts dagegen zu sagen, doch mit den schön arrangierten Tracks "Work Hard Short Life" und "Sin Realite" sagen Tense eigentlich schon alles und verlieren sich bald in ihrem Universum aus Oberheim-Drums und Korg-Sounds.
Zeilen wie "Body to Body / lips to lips / just give me one more kiss" legen außerdem den Schluss nahe, dass Roberts Entscheidung, die Artikulation der Vocals unpräzise zu gestalten, eine weise war. Wer allerdings auf oben genannte Bands, eine Prise Waxtrax und die Shep Pettibone-Beatschule steht, wird hier bestens unterhalten.
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