laut.de-Kritik
Zeitreise in die Anfangstage des Reggae.
Review von Dani FrommSchnörkelloser gehts ja wohl kaum: Vier Typen in Holzfällerhemden auf dem Cover, es ist das vierte Album, das nennen sie "IV". Für Schnickschnack haben die Aggrolites nichts übrig, sie befinden sich auf einer Mission: "Wir wollen Amerika zeigen, dass jamaikanische Musik weit mehr zu bieten hat als Bob Marley, Ganja und sich Dreadlocks wachsen lassen."
Wie wahr! Dabei haben sich die Kalifornier einer eng begrenzten Phase verschrieben, das aber mit Leib und Seele: Sie zelebrieren Ska, Rocksteady und den Reggae der Anfangstage. Die den Umständen geschuldete schludrige Produktionsweise jener Zeit darf man im 21. Jahrhundert unter den Tisch fallen lassen, ohne dass Energie und Gefühlstiefe dran glauben müssen.
Im Gegenteil: Das Feuer brennt heißer als je zuvor. Als Zunder dienen staubtrockene Drums, funky Wah-Wah-Gitarren, pluckernde Basslinien und - vielleicht am prägendsten - vergnügt quietschende Orgelsounds. Die höllisch groovende Vielfalt, die sich aus diesen Zutaten kreieren lässt, lädt zu einer Zeitreise in die ausgehenden Sechziger ein. Ein Angebot, das man unmöglich ablehnen kann.
"Cooler than ice" setzt Sänger Jesse Wagner dem karibischen Cocktail (bis auf die instrumentalen Ausnahmen "Musically On Top" und "Soul Gathering") die Krone auf. Nicht umsonst lieferte sein Gesang bereits Anlass, ihn in eine Reihe mit den Großen Otis Redding, Sam Cooke, Ray Charles und Wilson Pickett zu stellen: Dieser Mann muss den Soul mit dem Löffel zum Frühstück fressen. "Gotta Find Someone Better"? Könnte sich schwierig gestalten.
Dabei klingt er je nach Bedarf rau und treibend oder gefühlvoll: "When I'm Dr. Jeckyll, watch out for Mr. Hyde." Die stellenweise recht rockigen Einschläge wechseln mit gutem alten Rhythm & Blues und einem leisen Gospel-Gefühl. Wenn (Vor-)Sänger und Background-Gesang im Wechsel agieren, rufen die Stimmen Erinnerungen an Vokalgruppen wie die Drifters oder die Impressions wach. Die Erzählweise wiederum - meist geht es um Inner- und Zwischenmenschliches - steht zuweilen deutlich in der Tradition des Calypso.
Über musikalische Neuentwicklungen stellen die Aggrolites die Rückbesinnung auf als gut und richtig Ausgemachtes. Die lässige Entspanntheit, die sich dann einstellt: "Feeling Alright". Anders ausgedrückt: "Don't worry 'bout problems, we can dissolve them. Everything will be alright."
4 Kommentare
sollt ich mal auschecken, sollte das Wetter wieder besser werden, wird eine Ska-Rocksteady Platte für die Sommer Saison sicherlich nötig sein.
Auch ich werde die mal antesten. Bands mit klassischem Rocksteady und Roots sterben ja so langsam aus...
Wo wir grad dabei sind: Gibt's dieses Jahr mal eine Rezension von Groundation? "Here I Am" sollte in den nächsten Tagen erscheinen
Die Aggrolites haben wieder ein hammer album herbeigezaubert! während die ersten alben sehr powerfull nach vorne gehen und auf die fresse hauen, gehts hier souliger und gefühlvoller zu. Was die aggrrolites auszeichnet ist pure ehrliche Musik, die voller liebe und guter energie steckt. Ich durfte diese Band schon zwei mal mit meiner skaband supporten und es war gerade live beidesmal unvergesslich! Bei dem letzten Konzert konnten wir noch länger mit ihnen quatschen, da waren sie gerad in der entwicklung des jetzigen albums, und da zeigte sich dass sie nicht nur musikalisch erste Sahne sind=).
also super album, dass ich jedem ans Herz legen würde.
Unglaublich gute Band, wenn auch das vierte Album schwächer ist als die Alben Nummero 2 und 3.