laut.de-Kritik
Rock-Bretter mit Pop-Appeal und trotziger Jugend-Attitüde.
Review von Connor EndtMit ihrem selbstbetitelten Debüt legten The Amazons einen kometenhaften Start hin: Platzierung in den britischen Album-Charts und ausverkaufte Konzerte über den ganzen Erdball. Songs wie "Burn My Eyes" deuteten an, dass die Briten sich auf ihrem Folgealbum verstärkt den Wurzeln des Rock widmen - und genau das ist passiert. "Future Dust" klingt wie eine Zeitreise zurück zu Bands wie Led Zeppelin oder dem Blues-Gitarristen Howlin' Wolf. Dabei hätte es das Album beinahe gar nicht gegeben: Drummer Joe Emmett wurde während der Aufnahmen Vater von Zwillingen und Gitarrist Chris Alderton säbelte sich beim Kochen die Fingerkuppe ab. Doch man schraubte weiter am neuen Werk.
Angenehm ungehobelt präsentieren sich die vier Musiker von der Insel im Opener "Mother". Matt Thomsons Gesang schraubt sich in ungeahnte Höhen und die Gitarren solieren heftig. "Fools believe they can erase all that they've done wrong", nölt Thomson ins Mikro und man nimmt der Band sofort diese trotzige, jugendliche Attitüde ab.
Beim Song "Doubt It" fühlt man sich neben den irgendwie immer präsenten Zeppelin-Einflüssen auch an "AM" von den Arctic Monkeys erinnert: unverschämt eingängige Riffs treffen hier auf Kopfstimmen-Backgroundgesang, den Matt Helders nicht schöner ins Mikro hätte trällern können.
Alle Songs auf "Future Dust" bleiben sofort im Gehörgang haften, auch wenn man so manche Melodie und das ein oder andere Arrangement schon öfter gehört hat. "Dark Visions" etwa klingt mit seiner Melodie und der durchgeklopften Cowbell ziemlich nach einem Mash-Up aus Queens Of The Stone Age und Black Rebel Motorcycle Club.
Besonders auf "25" beweisen The Amazons, warum sie in der Heimat zu Recht gefeiert werden: Die Briten verstehen es meisterlich, den in die Jahre gekommenen Rock der Sechziger zu entstauben und ihm mit absoluten Mitsing-Melodien neues Leben einzuhauchen. Insofern könnte der Titel der zweiten Amazons-Scheibe kaum passender sein. "Future Dust" bedeutet, in den alten Plattenkisten zu wühlen und moderne Rock-Bretter aufzunehmen, die trotzdem immer verstohlen in die Vergangenheit schielen.
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