laut.de-Kritik
Ein Indie-Elektro-Snack für zwischendurch. Mehr nicht.
Review von Kai ButterweckMit der Symbiose aus abstraktem Noise, poppigen Melodien und elektronischem Feingefühl eroberten The Big Pink mit ihrem Debüt "A Brief History Of Love" vor knapp drei Jahren die Herzen der Indie-Elektro-Gemeinde im Sturm. Es folgte der Gewinn des NME Radar Wards, die Aufnahme in die renommierte BBC-Soundlist, eine umjubelte Welt-Tournee und nicht zuletzt auch eine ganze Menge Druck.
Konnte man sich beim Erstling noch frei von der Leber weg den eigenen Passionen widmen, ohne auf äußere Erwartungshaltungen Rücksicht nehmen zu müssen, packen das Monster namens Musikindustrie sowie eine stetig wachsende Anhängerschaft spätestens jetzt zu - und fordern noch mehr Melodien für Millionen.
So oder so ähnlich könnte man sich die Begleitumstände rund um das Arbeiten am zweiten Longplayer der beiden Indie-Elektrorocker Milo Cordell und Robbie Furze vorstellen, wenn man "Future This" in seiner Gesamtheit betrachtet - mit dem Rücken zu Wand. Vielleicht war aber auch alles ganz anders.
Nichtsdestotrotz präsentiert sich der Zweier anno 2012 fernab der Frische, die noch vor drei Jahren so leichtfüßig und verspielt versprüht wurde. Auch wenn man mit Paul Epworth (Adele, Florence And The Machine) einen Top-Produzenten verpflichten konnte: Euphorische Songperlen à la "Dominos", "Stop The World" oder "Velvet" sucht man auf "Future This", abgesehen von der vielversprechenden Einleitung mit "Stay Gold" und "Hit The Ground (Superman)", eher vergeblich.
Während vor allem der Zweitgenannte mit groovender Rhythmik, halligen Vocals, authentischem 80er-Synthie-Spirit und diesem einzigartigen Gespür für opulente Harmonien glänzt, bleibt der Rest des Materials deutlich hinter der ersten Single des Albums zurück.
Es geht nicht um den gänzlichen Entzug der Daseinsberechtigung für Songs wie "1313" oder "Rubbernecking". Die Produktion ist nicht mal das Problem. Die Beats und Samples, die den Vorzug vor organischer Instrumentierung erhielten, wirken bisweilen vielleicht sperrig und strukturlos, haben aber ein gutes Niveau. Doch im Gehörgang bleibt wenig bis gar nichts zurück.
Zwar kitzeln die Refrains von "Give It Up" oder "The Palace" mal kurz den Harmoniegaumen, doch richtiger Heißhunger stellt sich auch nach mehreren Durchläufen nicht ein. Zu verkrampft suchen die Briten nach der richtigen Spannung auf "Future This".
Nichts trifft einen ambitionierten und auf hohem Niveau agierenden Musiker mehr, als wenn sich sein Schaffen gut nebenbei hören lässt. Doch mehr schaffen The Big Pink diesmal nicht. Das ist gerade dann umso enttäuschender, wenn man weiß, dass sie schon das Gegenteil bewiesen haben.
4 Kommentare
kann es echt nich verstehen. diese platte hat so gut wie nur schlechte - mittelmaeßige kritiken. die platte ist aber echt gut. besonders stay gold hat mir besonders gut gefallen. die anderen songs konnten sich auch hoeren lassen. unbedingt reinhoeren.
Ich finde die Review bringt meinen Eindruck auch exakt auf den Punkt! Alles irgendwie ganz nett, aber es bleibt tatsächlich nichts hängen, ganz anders als beim Vorgänger. Damit wäre die erste Enttäuschung 2012 perfekt. Mal sehen was Keane oder die Yeasayer zu Stande bringen.
bei mir genau umgekehrt.
das 1. album war eines der besten 2009 und hatte eig damit gerechnet das dieses album nur durchschnitt wird.
find es aber im endeffekt (fast) genauso gut wie das 1.
versteh die ganzen negativen kritiken auch nich.
bei mir genau umgekehrt.
das 1. album war eines der besten 2009 und hatte eig damit gerechnet das dieses album nur durchschnitt wird.
find es aber im endeffekt (fast) genauso gut wie das 1.
versteh die ganzen negativen kritiken auch nich.