laut.de-Kritik
Pures Höroin!
Review von Jens Balkenborg13 Jahre Bandgeschichte und fünf Studioalben haben The Black Angels sich Zeit gelassen. Jetzt ist endlich die Platte da, mit der die Texaner ihren namentlichen Kniefall vor den Rock-Avandgardisten von The Velvet Underground und deren Song "The Black Angel's Death Song" perfekt machen. Seit ihrer Gründung feuern die fünf wie kaum eine andere Band ihren 60er Jahre Psychedelic-Rock-Sound ab, die New York Times schrieb vor Jahren: "They play psychedelic rock as if the 1960s never ended, and they are absolute master of it."
Das kann man auch nach dem Hören von "Death Song" ohne Wenn und Aber so unterschreiben. Und mehr noch: Auf der neuen Platte klingen "The Black Angels" erwachsener denn je und spannen zugleich einen Bogen zurück zu ihren eigenen Drone-Rock-Roots. "Death Song" strotzt vor Energie und Abwechslungsreichtum: Mit dem Opener "Currency", in dem Frontmann Alex Maas begleitet von einem dröhnenden Bass und schreienden Gitarren über die Macht des Geldes meditiert, lassen die Texaner eine ihrer härtesten Nummern überhaupt vom Stapel. Und dann, nach dem treibenden "I'd Kill for Her", wartet mit dem sphärisch-emotionalen "Half Believing" über die Irrungen und Wirrungen von Liebe und Zuneigung eine Ballade: "I will die for things that mean so much to me". Das klingt ungewohnt, aber gekauft!
"Comanche Moon" sorgt mit seinem krachenden Wolfmother-Gitarrenriff und dem Doors-angehauchten Sound für offene Kinnladen, in "Hunt Me Down" stampft ein gerader Rocksound voran. Nach "Grab As Much (As You Can)", der schwächsten Nummer der Platte, markiert das ruhig-getragene "Estimate" mit seinen entspannten Marching-Drums und Maas' melodiösem Surren einen Übergang in den psychedelischen Showdown.
Denn auch wenn wie gewohnt in jeder Nummer des Albums die 1960er mitschwingen, im kratzigen Sound und den Fuzz-Gitarren, tauchen The Black Angels zum Ende hin noch mal richtig ein in halluzinatorische Tiefen: Angefangen beim psychedelischen Fiebertraum "I Dreamt" über das hypnotische "Medicine" bis "Death March" spielt das Quintett gekonnt auf der LSD-Synapsen-Klaviatur. Und dann entlässt uns "Life Song" nach viel zu schnell vorübergehenden 50 Minuten mit einem ruhigen, karthatischen Ausatmen.
Das Debüt bei Partisan Records entstand während des amerikanischen Wahlkampfes im letzten Jahr und malt alles andere als eine rosige Zukunft. Mit "Death Song" hauen The Black Angels eine kantige und düstere Platte raus, die wie ein mal lauter, mal leiser dröhnender Zug mitten ins Ohr rattert. Pures Höroin!
5 Kommentare mit 6 Antworten
Wird, wie jedes ihrer Alben, natürlich gekauft.
Gib mal'n Anspieltip aus ihrer Discographie
https://www.youtube.com/watch?v=_PG9Rh-qmdg
Bin mir jetzt nicht ganz sicher ob du ein Album oder einen Track meinst.
Album: https://www.youtube.com/watch?v=iz1nq1hmVCE (etwas straighter) oder https://www.youtube.com/watch?v=-mfLUEria2c (etwas vielseitiger, braucht länger)
Track: Unmöglich zu sagen. Wenn ich Leuten die Band zeigen will, dann meistens mit diesem Video: https://www.youtube.com/watch?v=ex8jxCuO7mI
Als Anspieltipp aus der Diskographie auf jeden Fall das Debütalbum Passover, da geht absolut nichts drüber.
Stimme Page Absolut zu.. Wenn man jemandem Black Angels zeigen möchte.. Einfach das Passover Album anwerfen
ich höre mal rein... klingt interessant aber normalerweise nicht meine baustelle. Pluspunkt @ laut.de/Rezension
Diesmal war mir tatsächlich beim lesen einer review klar/es wurde beschrieben, was besagter künstler eigentlich für musik macht und wie ich diese einzuschätzen habe. Das gabs jetzt länger nicht mehr
ausgerechnet diese edelhommage haut mich nicht ganz so um, wie die beiden letzten platten oder meinen favoriten "Directions to See a Ghost". aber ich glaube, das liegt momentan eher an mir als an der band.
andererseits: ich vermisse bei ihrem "death song" ein wenig die kompromisslosigkeit und das suchen, dass ihre vorbilder vu und insbesondere den "black angel's death song" auszeichnet. aber das ist gejammere auf hohem, evtl sogar nicht ganz fairen niveau. schon klar.
Bin skeptisch, da die beiden letzten Alben etliche Langweiler hatten. Directions to See a Ghost ist die Referenz.
Geiles Teil ... gefällt mir sehr gut. Fast so ein Spagat zur Morbidität wie Nick Cave
Deutlich gemächlicher als die Vorgänger, aber auch konsistenter. Für mich musikgewordenes Country Noir, musste sofort an Autoren wie Newton Thornburg, Harry Crews, Cormac McCarthy und Benjamin Whitmer denken - damit nicht nur bei Eloy elitär namegedroppt wird. Kommt richtig gut.