laut.de-Kritik
Energievolle Powerchords, bei denen sogar Opa headbangt.
Review von Philipp Gässlein"Party bis zum Kotzen" lautet das Motto der vierköpfigen Band, und so stellt sich auch die Frage nach dem Genre eigentlich gar nicht erst. Ähnliche Einstellungen gaben seinerzeit auch die Sex Pistols und die Ramones zu erkennen. Laut, schnell, aggressiv vorgetragene Texte und die klassischen Powerchords zeichnen The Bronx aus, ohne dass sie jedoch metal-typisch zu sehr verzerren.
Die Songs zu "The Bronx" entstanden großteils nicht in einem professionellen Studio, sondern wurden in mehreren provisorisch ausgestatteten Lokalitäten eingespielt, wobei den Musikern angeblich nicht einmal Kopfhörer zur Verfügung standen. Zudem hielten sich Joby J. Ford (voc), James Tweedy (b), Matt Caughtaran (g) und Joma Vic (dr) strikt an die "maximal drei Versuche"-Regel - über diverse Disharmonien, rhythmische Verfehlungen und andere Schnitzer sah man schlicht hinweg. Und irgendwie stört das kein bisschen, hört man sich CD erst mal an.
"Heart Attack American" zeigt mit einem klasse aufbauenden Vorspiel deutlich, was einen in der nächsten halben Stunde erwartet. Die Songs der Punkrocker versprühen so viel Power wie eine Duracell und sind trotz der relativ hohen Ähnlichkeit untereinander alles andere als langweilig anzuhören. Vor allem "They Will Kill Us", "Notice Of Eviction" und "Los Angeles" versöhnen durch großartige, einfache und harte Melodik die Pop-, Rap- und Elektrogequälte Punkerseele mit der Musik des 21. Jahrhunderts.
So, genau so und nicht anders soll Punkrock sein. Ein Song wie "Strobelife" lässt erkennen, dass auch The Offspring zu den Vorbildern der Nachwuchspunker zählen, und ein "I Got Chills" könnte man sich wunderbar als musikalische Untermalung zum Konsolendauerbrenner Tony Hawk vorstellen.
The Bronx aus Los Angeles haben sich in ihrer kaum zweijährigen Bandkarriere bereits einen Namen erspielt. Der britische NME spricht vom "momentan besten Live Act der Welt", und auf "The Bronx" unterstützt sie, wie auch schon auf ihrem ersten Release, der "La Muerte Viva"-EP, der ehemalige Guns n'Roses-Gitarrist Gilby Clarke.
Rotziger Punkrock gefällt nicht jedermann. Für die Freunde powervoller Dreitonmusik jedoch ist diese Platte eine überaus gelungene Ohrmuschelstimulation.
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