laut.de-Kritik
Zeit zu Flirten: megarelaxter Indierock.
Review von Dominik KrausManchmal brauchen die Dinge halt ein wenig länger. Und so musste Josh Lattanzi 38 Jahre alt werden, um unter dem Bandnamen The Candles seinen ersten eigenen Longplayer zu veröffentlichen. Dabei hat er ein durchaus respektables 'Vorleben' - war er doch unter anderem mit Indiegrößen wie den
Lemonheads, Juliana Hatfield, Albert Hammond jr. (The Strokes) und Ben Kweller auf Tour respektive im Studio.
Auf seinem Debüt beweist er nun, dass er weitaus mehr drauf hat: Mit "Between The Sounds" legt er eine veritable Indierock-Scheibe vor, die den Vergleich mit den Veröffentlichungen seiner ehemaligen Chefs nicht zu scheuen braucht. Und mehr noch, wenn Evan Dando Lemonheads ist, ist Lattanzi The Candles. Songwriting, Gesang, Gitarre, Bass, Keyboards ... geht alles aufs eigene Konto. Lediglich die Drums sowie einige Gastparts werden von anderen übernommen.
Vom Style bewegt sich "Between The Sounds" - ein passender Albumtitel übrigens - zwischen Teenage Fanclub, Phantom Planet, den "Big Gay Heart"-Lemonheads und Frank Blacks Americana/Country-Tracks. Doch trotz der Reminiszenzen hat es Lattanzi geschafft, einen eigenen Stil zu finden. unaufgeregt und souverän trägt er seine durchweg gelungenen Kompositiionen vor, die so ausgereift klingen, als wäre es bereits das zehnte Candles-Album statt des Debüts.
Eine gutgelaunte Songperle folgt der nächsten: "Here We Come", "Let Me Down Easy", "Between The Sounds", "Who We Rare", oder "Roadsong" ... die Scheibe ist von vorne bis hinten hörenswert. Lattanzi wechselt dabei zwischen eher ruhigen, teilweise Country angehauchten Nummern ("On My Side") und Tom Petty-mäßigen Midtemporockern ("Let Me Down Easy") und findet so einen schönen Rhythmus, der durch die Platte geleitet: Keinen einzigen Song möchte man skippen!
Denn The Candles bringen den Frühsommer durch die Boxen, und schließt man die Augen, sieht man sich tatsächlich in einem roten 70er-Cadillac Cabrio auf dem Highway Number 1 die Westcoast in Richtung Frisco hochcruisen. Dort angelangt, legt man sich im Golden Gate Park unter die alte Eiche und flirtet ein wenig mit den Mitgliedern des Ultimate Frisbee Teams auf der Wiese nebenan. Der Mann weiß einfach, was sich gut anfühlt.
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