laut.de-Kritik
Kloß im Hals beim letzten Blick zurück.
Review von Connor EndtDas letzte Album der Cranberries erscheint zu einem verdammt traurigen Jubiläum: ein Jahr ist es her, seit Sängerin Dolores O'Riordan überraschend starb. Noel Hogan, Mike Hogan und Fergal Lawler verabschieden sich mit "In The End" von ihrer Sängerin und beenden die fast 30-jährige Bandgeschichte mit einem letzten Kapitel. Ähnlich wie beim Doors-Album "An American Prayer" verwendete die Band zwei Jahre alte Demoaufnahmen von O'Riordans Gesang, um dazu elf neue Cranberries-Songs zu schreiben.
Der Opener "All Over Now", der auch schon als Vorab-Single zu hören war, bleibt dabei mit großem Abstand der stärkste Song der Platte. Die Gitarren spielen ein ebenso trauriges wie leichtfüßiges Riff und dann setzt O'Riordans zerbrechliche Stimme ein. Wenn im Refrain dann die Zeile "It's all over now" ertönt, wandert der Kloß im Hals langsam runter in den Magen.
Und dort bleibt er eine ganze Weile liegen. "I'm lost with you, I'm lost without you" erklärt O'Riordan mit dunkler PJ-Harvey-Stimme in "Lost". Dazu schrauben sich Streicher und ein düsteres Piano in die Gehörgänge. Später wechselt der Gesang in den für die Cranberries typischen klagenden Vortrag, bei dem die Satz-Enden zu zerspringen scheinen. Solche Songs nehmen einem beim Hören ganz schön mit und auch die Folgetracks bieten wenige rosige Aussichten.
"Fight is not the answer, fight is not the cure. It's eating you like cancer, it's killing you for sure" heißt es beispielsweise in "Wake Me When It's Over". Die dunklen Texte werden begleitet von Gitarren-Riffs, die hart nach den Neunzigern klingen, nach Bands wie den Pixies oder auch eben erwähnter PJ Harvey. Irgendwie ein bisschen angestaubt, aber doch willkommen und alt vertraut. Immer wieder kommen Streicher und Piano zum Einsatz ("Catch Me If You Can", "In The End" ), die perfekt zur Grundstimmung des Albums passen.
Neben "All Over Now" sticht aber leider kaum ein Song sonderlich heraus. Durchgängig bekommt man hier das geliefert, was man schon von den letzten Cranberries-Alben kennt: keine weltbewegenden musikalischen Innovationen, aber dafür eine Sängerin, die fehlende Experimentierfreude mit ihrer markanten Stimme locker wettmacht. Auch bei Songs wie "Crazy Heart" oder "Summer Song" ist es vor allem O'Riordans Stimme, die den Songs ihren Charakter und ihren Charme verleiht.
Einzig "Got It" fällt negativ auf mit seinem Pop-Beat und den sehr vorhersehbaren Arrangements, die nicht wirklich gelungen sind. Auch "Illusion" überzeugt mit seinem Baukasten-Songwriting nicht richtig.
Von diesen kurzen Durchhängern mal abgesehen ist den Cranberries ein schönes letztes Album gelungen. Auffällig ist, dass die Songs auf "In The End" nicht durchweg melancholisch sind, sondern teilweise sogar ziemlich aufbauend klingen ("The Pressure", "In The End"). Das ist auch die große Stärke des Albums, hier wird nicht mit verklärtem Blick zurückgeschaut, sondern angemessen Abschied genommen von einer tollen Sängerin. Der Kloß im Magen bleibt trotzdem, noch lange, nachdem das Album zu Ende ist.
5 Kommentare
Krass schönes Album. So eine hervorragende Stimme.
Wirklich schönes Album, was auch absolut 4 Sterne verdient hätte. Schade, dass Sven die Rezension nicht geschrieben hat, der das Album bekanntlich sehr schätzt.
Überraschend schönes Album, das in sich stimmig ist. Die Kritik, dass kein Song besonders hervor sticht, kann ich nicht nachvollziehen. Insbesondere, wenn man bedenkt, dass die Titel aus Demo Tapes entstanden sind, ist diese Erwartungshaltung nicht gerechtfertigt. Die Band hat das Material bestmöglichst aufgearbeitet und das mit begrenzten Möglichkeiten, denn Dolores ist nicht mehr da. Ein schönes Album, das locker 4 Sterne verdient hat.
Als Kind der 90er kann ich diese Rezi so nicht stehen lassen. "In the End" versprüht diesen typischen Sound, welcher die Band in Ihren Anfangszeiten so geprägt hat. Man muss schon ein Herz aus Eis haben, wenn so bedrückend und intensiv vorgetragene Songs wie "lost", "Catch me if you can", Illusion" oder "In the End" nichts bewegen. Dolores einmaliges Organ ist über jeden Zweifel erhaben. Die Band hat die Demos wirklich stimmig und respektvoll bespielt. Die Zerre von "Wake me when its Over" lässt im Refrain nostalgisch den "Zombie" frei und "Got It" oder "SummerSong" vertreiben die dunklen Wolken der Neuzeit.
Klar gibt es 1-2 Songs welche etwas unter gehen im Mix aber das ist nicht schlimm. Ich bin einfach nur Dankbar für die wunderbare Musik und sage welch ein tolles Abschiedsgeschenk 4/5
Definitiv eines ihrer besseren Spät-Alben dem ich auch 4/5 Sternen geben würde. Manchen Songs fehlt ein bisschen der Kick oder die Energie die die Band zu ihren Anfangszeiten im Übermaß hatte. Viele der Songs erinnern positiv an die No Need to Argue Zeiten. Der Song 'Got It' könnte locker als B-Seite durchgehen, leider fehlt dem Song noch der letzte Schliff in der Produktion, die Band hätte ruhig noch mehr Experimentieren können mit ein paar zusätzlichen Instrumenten wie zu ihren früheren Zeiten, so bleiben leider die Hälfte der Songs ein wenig blass. Gerade die zweite Hälfte scheint der Durchänger zu sein mit Ausnahme vom letzten Track. Wie der Autor schon bemerkte ist 'In the End' ein fast schon hoffnungsvoller Song der einen bittersüßen Abgesang auf die Bandgschichte liefert. Im Großen und Ganzen aber ist es ein sehr gelungenes Album. Dadurch das die Songs an die frühen Zeiten erinnern bekommt das Album obendrein einen sehr nostalgischen Charakter im Laufe des Hörens.
Was soll man noch sagen......ich werde ihre Stimme vermissen auch wenn ich in Zukunft ihre Alben rauf- und runterhören werde.