laut.de-Kritik
Auf den Spuren von Godzilla!
Review von Daniel StraubKaum fand die Siouxsie And The Banshees "The Seven Year Itch Live Tour" im fernöstlichen Japan ihren fulminanten Abschluss, da tummelten sich Sioux und ihr trommelnder Ehemann Budgie gleich wieder im Studio. Zu ihnen gesellte sich noch Leonard Eto, seines Zeichens ein Meister traditioneller japanischer Trommelkunst. Taiko, so der Fachterminus dafür, vermischt sich auf "Hai!" mit Budgies Drumsequenzen, dezenten Pianoriffs und Siouxs unvergleichlichem Gesang zu einer energetischen, eigenwilligen und ambitionierten Mischung.
Einmal mehr unterstreichen The Creatures auf "Hai!" ihren Ruf, eine Band von Welt zu sein und mit offenen Augen durch selbige zu wandeln. Ihr erstes Album "Feast" erblickte auf Hawaii das Licht der Welt, kaum dass das Sylvestergeknalle zum Jahreswechsel 1982/83 verklungen war. Später ließen sich Sioux und Budgie in Spanien inspirieren, bis sie schließlich für "Hai!" auf die japanischen Inseln übersetzten und dort in Leonard Eto einen Bruder im Geiste erkannten. Spontan beschloss das Trio, sich zur gemeinsamen Session im Studio zu treffen.
Um so überraschender ist das Ergebnis dieser improvisierten Kollaboration, bei der traditionelles japanischen Rhythmusverständnis auf europäische Songarrangements trifft. Harmonisch und prägnant, jedoch niemals übermächtig oder gar dominant stützen Budgies und Etos Drumparts Siouxs eindringliche Melodieführung. Aus jedem Ton auf "Hai!" spricht ein tiefes Verständnis für das Gegenüber, gerade so, als musizierte das Trio schon seit Jahren zusammen.
Furiose Rhythmusgroover wie "Godzilla" oder "Around The World" nehmen das Erbe der letzten The Creatures-Platten in sich auf, während "Further Nearer" mit kontemplativer Schlichtheit zu begeistern weiß. Gerade in den ruhigen Passagen gegen Ende hat "Hai!" seine größten Momente, auch wenn "City Island" die Intensität von "Furhter Nearer" nicht ganz fortführen kann.
Trotzdem bleibt "Hai!" das The Creatures-Album mit den höchsten Ansprüchen an sich selbst und die Zuhörer. Das macht jetzt schon Appetit auf den Nachfolger.
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