laut.de-Kritik

Die Band gehört in die Hall of Fame - trotz dieser Liveplatte.

Review von

Das erst dritte Livealbum in einer langen Karriere - das will schon was heißen. Der Anlass ist nobel: Alle Erlöse gehen an den Isle of Wight Youth Trust (iowyouthtrust.co.uk). Das Ergebnis auf Platte: sehr mäßig, was die Soundqualität angeht. Der Mitschnitt vom 11. September 2011 vor rund 50.000 Bestivalbesuchern klingt nach kurz mal das Mischpult angezapft und ohne großen Aufwand weiter ins Presswerk.

"Set of the weekend" befand der NME nach dem Auftritt. Vor Ort war das sicher so, zumal beim einzigen Festivalgig der Briten in diesem Jahr. Zuhause klingt das Set aber, als wäre der Kopfhörer nicht richtig in die Buchse der Soundanlage eingestöpselt: Dünn tönen Jason Coopers Drums, erstaunlich schmalbrüstig, teils blechern, nach Bootleg. Gerade, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, dass The Cure bereits anno 1984 (!) mit "Concert" ein sattes Livealbum vorlegten.

Ansonsten passt natürlich alles: Robert Smith und Co. spielen wie gewohnt fast endlos und servieren einen Fankracher nach dem anderen. Man schaue sich nur den ersten Zugabenblock an: "Lullaby", "The Lovecats", "Close To Me" oder "Let's Go To Bed" und "Why Can't I Be You?". "The Caterpillar" brachten sie gar erstmals seit 20 Jahren wieder auf die Bühne.

Und zu dem Zeitpunkt waren bereits Hit um Hit gespielt. Den Reiz eines Cure-Sets machen die unterschiedlichen Seiten der Band aus. Von den minimalistischen Postpunk-Anfängen ("10:15 Saturday Night") über die dunkle Seite ("A Forest"), die melancholisch ausladende ("Plainsong") zur poppigen ("The Lovecats") oder psychedelisch rockenden (das grandiose "Shake Dog Shake"). Dazu luftig schnelle Gitarrenstücke ("Inbetween Days"), aber auch Ausreißer wie das Funkstück "Hot Hot Hot!!!".

Robert präsentierte sich auf der Isle of Wight stimmlich gut in Form, Cooper spielte 'in time', Simon Gallup kennt die Cure-Bassparts natürlich wie kein Zweiter, und Heimkehrer Roger O'Donnell ließ an den Keyboards keine Zweifel aufkommen, dass die zentralen Scheiben der Truppe in den Achtzigern eingespielt wurden. Ein wenig vermisst man gleichwohl die zweite Gitarre von Porl Thompson, der noch anno 2007/2008 statt des Keyboarders im Line-up stand.

Der Sound des Doppellivealbums lässt zwar an Volumen zu wünschen übrig - besagtes "Shake Dog Shake" oder "Primary" hätten andernfalls ordentlich aus den Boxen geföhnt. Aber irgendwie findet der Fan am Ende nach zweieinhalb Stunden trotzdem, dass The Cure nächstes Jahr dringend in die Rock and Roll Hall of Fame gehören!

Trackliste

CD 1

  1. 1. Plainsong
  2. 2. Open
  3. 3. Fascination Street
  4. 4. A Night Like This
  5. 5. The End Of The World
  6. 6. Lovesong
  7. 7. Just Like Heaven
  8. 8. The Only One
  9. 9. The Walk
  10. 10. Push
  11. 11. Friday I'm In Love
  12. 12. Inbetween Days
  13. 13. Play For Today
  14. 14. A Forest
  15. 15. Primary
  16. 16. Shake Dog Shake

CD 2

  1. 1. The Hungry Ghost
  2. 2. One Hundred Years
  3. 3. End
  4. 4. Disintegration
  5. 5. Lullaby
  6. 6. The Lovecats
  7. 7. The Caterpillar
  8. 8. Close To Me
  9. 9. Hot Hot Hot!!!
  10. 10. Let's Go To Bed
  11. 11. Why Can't I Be You?
  12. 12. Boys Don't Cry
  13. 13. Jumping Someone Else's Train
  14. 14. Grinding Halt
  15. 15. 10:15 Saturday Night
  16. 16. Killing Another

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