laut.de-Kritik
David Bowie wacht über die kanadische Melancholie.
Review von Jasmin LützDie erste Minute des Openers "Disclaimer" verleitet einen zum Mitsummen von "Don't You Forget About Me" oder ist es doch eher "Pride (In The Name Of Love") vom Samariter Bono? Was für eine schöne Erinnerung. Unglaublich, dass man im Jahre 2009 noch auf derartige Blasinstrumente zurückgreift. Saxophon klingt ja eigentlich nur bei Blumfeld gut.
Mit The Dears befinden wir uns in Kanada. Montreal, wo jeder zweite Jugendliche schnarchigen Postrock macht, um die Eltern zu schocken oder erwachsene Teenager ihren Technikrider ins Cover malen. So geschehen beim vierten Dears-Album "Missiles". Zum Glück erholen sich die Kanadier nach dem Intro und kehren zurück zu erträglichem Indie-Pop.
Die 80er scheinen nach wie vor ein großer Einfluss der Band zu sein. David Bowie wacht allerorten über die kanadische Melancholie. Mit "Money Babies" steigert sich die Platte, Tanzlaune und Pop-Pathos gehen brav einher. Jetzt steppt der Bär in der Großstadt. Oder auch nicht. "Berlin Heart" legt wieder die ruhigen Elemente einer Art-Rock-Show offen, die The Dears bereits 2006 mit "Gang Of Losers" dokumentierten.
Melodramatische Introvertiertheit, die auf Dauer zu sehr weh tut. Arcade Fire zum Schmusen? Pink Floyd zum noch mehr langweilen? Der nächste Hit lässt auf sich warten: "5 in the morning / we know we couldn't sleep", heißt es in "Lights Off". Oh, da hört man aber den "Passenger" heraus. Retro-Kiste bitte entstauben, Iggy wird es uns danken. Aber bitte keine Gitarrensolos, Dave Gilmour wird es uns ebenfalls danken.
Letztendlich bieten die Dears gute Lieder, aber doch zuviel Instrumentierungs-Brimborium. Und bisweilen zu viel Mittelalter in der Stimme. Lasst das doch mal mit dem Vibrato und Dieter Bohlen wird es uns danken.
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