laut.de-Kritik
Greift nach der Seele des Hörers und drückt kräftig zu.
Review von Michael EdeleJetzt isses aber wirklich gut, oder? Nicht nur, dass der Kerl eine geniale CD nach der anderen aus dem Ärmel schüttelt, nein, er muss sich auch immer wieder andere Namen ausdenken, unter denen er veröffentlicht. Jetzt also die Devin Townsend Band. Was denn nächstes Mal? Das Devin Townsend Project? Townsend's Big Band Co.? Townsend GmbH And Music Inc.? Was auch immer, so lange die Musik einfach nur göttlich ist, kann er sich auch Fonzie And The Chickenfuzzies nennen.
Wofür es eigentlich gleich die nächste Kelle auf's spärlich behaarte Haupt geben müsste, ist die Tatsache, dass der Kerl vorliegenden Output tatsächlich Easy Listening nennt. Demnach müsste er etwa 99% aller anderen musikalischen Erzeugnisse dieses Jahrhunderts als atonales Hintergrundrauschen beschreiben, denn "Accelerated Evolution" greift wieder nach der Seele des Hörers und drückt kräftig zu. Das Einzige, was hier mit Leichtigkeit zu tun hat, sind die erstaunlich positiven Vibes, welche die Scheibe sowohl textlich als auch musikalisch verströmt.
"Slow Me Down" ist tatsächlich ein Stück, dass bei strahlendem Sonnenschein durch die Autoanlage dröhnen kann und ein Grinsen ins Gesicht zaubert. Kann ich immer noch nicht ganz nachvollziehen, warum "Physicist" seinerzeit nicht unter dem Strapping Young Lad Banner veröffentlicht wurde, so ist "Accelerated Evolution" trotz aller Hymnenhaftigkeit von einem ganz anderen Kaliber und strahlt bei weitem nicht die Frostigkeit von "SYL" aus, sondern ganz im Gegenteil eine gewisse Wärme.
Zwar greift Devin beim Opener "Depth Charge" gelegentlich genau wie bei "Random Anaylis" zu etwas harscheren Tönen, jedoch sind mit "Traveller" und "Away" auch überirdisch geile Gesangslinien enthalten, die mich ein um's andere Mal an sein Debüt auf Steve Vais "Sex And Religion" erinnern. "Storm" wird allein durch Devins Gesang gezügelt, "Deadhead" ist an Emotionen kaum zu bändigen und lässt den Hörer zwangsweise genauso leiden wie es der Kanadier tut.
Das stellenweise schon beinahe poppige "Traveller" wartet zwar auch mit sehr ungewohnten Stimmlagen auf, aber allein die positive Energie, die hier übertragen wird, macht alles wieder wett. Wie es den Anschein hat, kann der verrückte Kanadier auch seinen "Sunday Afternoon" inzwischen ohne psychologische Betreuung überstehen, was meine Vorfreude auf die anstehende Tour mit Strapping Young Lad und Zimmer's Hole nur noch weiter steigert. Verwechslungen ausgeschlossen.
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