laut.de-Kritik
Gefälliger Stadion-Rock der 'Dixie Chicks auf E-Gitarre'.
Review von Philipp Schiedel"Hey, wir können das auch!". Ok, der Feminismus hat nun schon seit einiger Zeit auch den Punkrock erreicht und wütet dort - wenn auch etwas spärlich und als Riot-Girl getarnt – vor sich hin. So lange dabei so tougher Lesben-Shit wie die grandiosen Team Dresch herauskommt, soll mir das mehr als recht sein. So lange es sich auf dem Niveau der Donnas befindet, kann es einem aber weiterhin relativ egal sein.
Diese vier Gören wurden vor noch gar nicht so langer Zeit mal als die Girly-Version der Ramones bezeichnet. Inzwischen ist von zerfetzten Jeans nicht mehr viel zu sehen, vielmehr grinsen jetzt vier durch und durch amerikanische College-Girls auf den Booklet-Fotos und sehen dabei so aus, als würden sie gleich in den Cabrio ihres Golflehrers einsteigen. Das mag nun nicht mehr als Punk durchgehen, aber so wie die Donnas auf ihrem mittlerweile vierten Album klingen, wollen sie das auch gar nicht mehr. Glattproduziert bis zum letzten Schliff sind sie inzwischen exakt so, wie man sich eine Rock'n'Roll-Girl-Band aus dem sonnigen Kalifornien vorstellt: Dixie Chicks auf E-Gitarre.
Und als Teenager-Pop-Band kann das Leben natürlich so cool sein: Party, Jungs und Diet Cokes beschäftigen sie textlich. AC/DC-Solos und Van Halen-Riffs musikalisch. Das ist Stadion-Rock, der von einem gar nicht will, dass man genauer zu hört. Das sticht nicht. Das rockt kaum. Das ist so gefällig, dass man nach vier durchaus soliden Songs getrost ausmachen kann – der Rest der Platte würde auch nicht mehr viel Neues bringen.
Die Donnas pushen sich aber auf stolze 14 Tracks und zeigen eindrucksvoll, wie langweilig Rockmusik im Jahr 2003 sein kann. Höchstens auf dem Highway mag das noch funktionieren. Volle Fahrt voraus ruft das Schlagzeug durchs ganze Album. Volle Fahrt in die Belanglosigkeit rufen ihre Songstrukturen. In Sachen Abwechslungsreichtum haben es diese Girls nicht so dicke – wenigstens da sind sie den Ramones noch gleichgeblieben.
Cowboyhüte und Michelin-Männchen mögen dazu vielleicht ihren Kopf schütteln. Sollen sie. Denn die Songs laufen genau so schnell wieder aus dem Ohr heraus, wie ihr Tank leer ist. Ich stehe wie oben bereits angesprochen ja sowieso eher auf Lesben.
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