laut.de-Kritik
Aus der Cover-Combo wird ein selbstbestimmtes Kollektiv.
Review von Sven KabelitzFür ihr beachtliches Debüt vor eineinhalb Jahren gruben The Excitements tief in Plattenkisten und förderten heiße Interpretationen vergessener Singles und alter B-Seiten der frühen R'n'B-Zeiten zu Tage. Auf ihrem zweiten Longplayer "Sometimes Too Much Ain't Enough" lernt die Band aus Barcelona, auf eigenen Füßen zu stehen.
Bis auf vier Tracks stammen die Stücke nun wahlweise aus der Feder von Rhythmus-Gitarrist Andriá Gual, Sängerin Koko Jean Davis oder dem Penniman-Labelchef Enric Bosser. Ihrem Sound, einer schweißtreibenden Mischung aus Ike & Tina Turner, Etta James, Sugar Pie de Santo und dem frühen James Brown, bleiben The Excitements treu.
Aus dem für Billy Preston typischen "Keep It To Yourself" zaubern Davis und ihre Mannen ein hartes R'n'B-Brett im Stil der beiden Turners. Mit einer allgegenwärtigen Kraft huldigen The Excitements Johnny Sayles "Tell Me Where I Stand", Eddi Bos "I Found Myself A Man (I Found A Little Girl)" und The Mighty Hannibals "Fishing Pole".
Die eigenen Tracks stehen den Neuinterpretationen in nichts nach. "Ha, Ha, Ha" läutet den Zahltag für all jene Männer ein, die mit einer Frau eine Mutter, eine Liebhaberin und einen guten Freund suchen. "Eine Hure in der Küche, eine Köchin im Bett." Koko Jean Davis hat für solche Männerphantasien nur ein spöttisches Lachen übrig.
The Excitements machen keine Gefangenen. In der Treibjagd "Keep Your Hands Off" hetzen ein effektiv rollender Basslauf, ansteckende Bläser-Arrangements, ein New Orleans-Piano und ein groovendes Schlagzeug Sängerin Davis vor sich her. Nur damit sich diese im entscheidenden Moment umdreht und ihnen ein "Keep your hands off me" entgegen schreit.
"That's What You Got" durchzieht Adriá Guals kratzbürstige Gitarre. Das Instrumental "The Hammer" feiert den Stax-Sound der Mar-Keys. In der stockfinsteren Soul-Ballade "I've Bet And I've Lost Again", im Stil des Smokey Robinson-Klassikers "Who's Loving You" aufgebaut, kippt Davis' rauchiges Organ in konstruktiven Wahn.
Mit ihrer übersprudelnden Energie braucht sich die spanische Band nicht hinter den Genre-Größen Sharon Jones und Charles Bradley zu verstecken. Den ersten nötigen Schritt von einer großartigen Cover-Combo zu einem selbstbestimmten Kollektiv meistern sie mit Bravour. Auch in ihren eigenen Stücken halten The Excitements das Feuer und den Esprit der frühen R'n'B-Gezeiten aufrecht.
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