laut.de-Kritik
Best Of mit gutem Flow und tadellosem Taktgefühl.
Review von Dani FrommThe Grouch, Gründungsmitglied der in Los Angeles residierenden Living Legends Crew, erwies sich über die Jahre als ausgesprochen produktiv. Nur legitim, mit "My Baddest Bitches" nach all der Zeit eine Best-of-Compilation auf der Markt zu werfen. Die bereits in den Nebeln der Geschichte verschwindenden Anfänge Mitte der 90er lässt The Grouch außen vor. Tracks aus seinen letzten vier Soloalben sind dafür ebenso vertreten wie ausgesuchte Kollabo-Projekte und (mit "Howitisnow" und "Let's Rally") zwei bisher unveröffentlichte Stücke.
Das Material, sämtlich frisch aufbereitet (wenn nicht gleich komplett neu aufgenommen), beschert vermutlich dem einen oder anderen Surround-Sound-Freak feuchte Träume. Bei mir liegt es allerdings nicht ausschließlich an der mangelhaften technischen Ausstattung, dass mich The Grouch - das tat er noch nie - auch mit seiner Bonbonauswahl nicht vom Hocker reißt. Setzt man auf derart minimalistische Instrumentals, dann sollten, nein, dann müssen die Rap-Parts schlicht überzeugender sein. The Grouch verfügt über guten Flow und tadelloses Taktgefühl, serviert seine Reime allerdings ohne jegliche Höhen und Tiefen; Variationsreichtum und Dynamik klingen anders.
Dass The Grouch den Anschluss an die Rap-Spitze verpasst hat, zeigt sich spätestens dann überdeutlich, wenn Feature-Artists ins Spiel kommen. "Silly Putty", übrigens der einzige nicht von The Grouch sondern von Amp Live produzierte Track, erschien 2002 auf "Mind Over Matter": Zion I gehören am Mikrofon wahrhaftig in eine völlig andere Liga. Auch Murs, der seinen Auftritt in "U Might Knock This" absolviert, lässt The Grouch (unbeabsichtigt) ziemlich alt aussehen, ist er ihm einfach weit mehr als die sprichwörtliche Nasenlänge voraus.
Nein, The Grouch ist nicht der begnadetste MC. Ihm fehlt es an Dramatik, und auch die nahezu gesungenen Refrains, wie sie beispielsweise in "Dragonfly", "Wish You A Good Day" oder Nothing's Changing" an der Tagesordnung sind, tönen schon sehr dünn. Wenn dann die musikalische Untermalung sparsam ausfällt, stellenweise (wie in "Crusader For Justice") auf eine Basslinie und für meinen Geschmack viel zu häufig eingesetzte Synthiehandclaps reduziert wird, und zudem die Beats eher 08/15-Charakter haben (so der Fall bei "You're Not The One" oder "Crumble Your Tower"), dann leidet der Gesamteindruck doch erheblich. "I'm just a simple man." Sorry, Mr. Grouch. Das gerät mir dann eine Spur zu simpel.
"Howitisnow" erinnert in Beat und Rhymes ein wenig an Eminems "Without Me". Würden die Bässe wummern, wie es ihre verdammte Aufgabe wäre: Ich könnte mich mit diesem neuen Grouch-Track durchaus anfreunden. Auch die gute Portion Funk, die mir aus "U Might Knock This" ins Gehör springt, ist zu begrüßen, ebenso der vom Zion I-Produzenten an den Start geschickte, ungewöhnlich raue Bass in "Silly Putty", das melodische Saitenspiel aus "Nothing's Changing" oder die durch den Hintergrund von "You're Not The One" wabernden Akkorde. Gegen den mageren Gesamteindruck, den "My Baddest Bitches" auf ganzer Länge hinterlässt, helfen diese Pluspunkte allerdings ebenso wenig, wie auf die DVD-Seite der Dual-Disc gepackte Gimmicks in Form von Videos, Interviews und Fotos.