laut.de-Kritik
Für Fans von damals, für Hater von heute.
Review von Alex KlugDer folkloristische Spielmannszug rollt wieder. The Kelly Family back on track. Ob das gut geht? Schließlich drohte der damalige Hype um die umstrittene Kultfamilie die Nation nur kurze Zeit nach der Wiedervereinigung ein weiteres Mal zu spalten. Gut zwanzig Jahre später gedenken die Kellys nicht nur wieder die Hallen selbiger zu füllen, sondern stellen mit "We Got Love" zudem das erste Studioalbum seit 13 Jahren vor.
Woher weht der Wind? Unter seinen Geschwistern mobil gemacht hatte Angelo Kelly ursprünglich für einziges Jubiläumskonzert in der Dortmunder Westfallenhalle. Ein musikalisches Happening für junggebliebene Blumenkinder. Love, Love, Love. Hits, Hits, Hits. Der Ankündigung folgen schnell weitere Konzerte, nur wenig später steht die Band wieder im Studio. Auf der Agenda: Alle Kelly-Hymnen der Siebziger, Achtziger, Neunziger. Folklore und Freedom Pop im zeitgenössischen Soundgewand. Mit an Bord: Angelo, Patricia, John, Kathy, Jimmy und Joey Kelly. Die Herausforderung: Über das Fehlen von Maite, Barby und Michael Patrick Kelly hinwegtrösten.
Vorneweg: Zumindest diese Hürde nimmt die Kelly Family mit Leichtigkeit, gerade die Abwesenheit von Paddy, Ex-Teenieschwarm und viele Jahre Aushängeschild der Gruppe, fällt auf "We Got Love" kaum ins Gewicht. Warum auch? "Because It's Love" im typischen Familienchoral? Läuft. "An Angel" mit Post-Stimmbruch-Angelo als Leadsänger? Geschenkt. Der Kindergesang von Tochter Emma hält das – gutmütig gesprochen – nervige, in den Neunzigern reichlich Hass generierende Merkmal des Songs jedoch weiterhin hoch. Zum Dank gibt's eine alternative Version auf der Deluxe Edition. Happy, happy.
"Fell In Love With An Alien", "Because It's Love". Auf "We Got Love" gewinnt wieder einmal der Schmalz, so viel muss klar sein. Das zottelige Von-der-Straße-auf-die-Arenabühne-Image der Kellys ist Geschichte, ihre Melodien für Millionen bleiben. Gratulieren darf man definitiv zum frischen Sound der Platte, der nicht nur straighte Stadionrock-Nummern erlaubt ("Nanana", "Why Why Why"), sondern den Bogen zugleich zu frühen, für Nicht-Fans gewissen abschreckenden Folk-Essentials ("Who'll Come With Me") und wieder zurück spannt. Dabei gelingt insbesondere die Integration jener folkloristischer Töne in einst lupenreine Pop-Balladen, zieht man etwa das flötenüberzuckerte "First Time" als Belegstück heran.
Tatsächlich ist die in luftige Arrangements verschnürte Instrumental-Wundertüte "We Got Love" so perfekt und sauber produziert, wie handgemachte Musik eben produziert werden kann. Over The Top, statt Over The Hump. Aber was heißt eigentlich handgemacht? Ein Blick ins Booklet verleiht dem romantisch-verklärten Bild des talentierten Multiinstrumentalisten-Clans einen enttäuschend blutleeren Graustufen-Touch.
"Today we're here as one / together we're strong" heißt es in "Brothers And Sisters", einem der wenigen neuen Stücke der Platte. Nun ja, together mit einer ganzen Doppeldecker-Ladung an Studiomusikern träfe es wohl besser. Der Umstand, dass außer Chefinitiator und Trommler Angelo für "We Got Love" kaum ein Familienmitglied selbst ein Instrument in die Hand genommen hat, trübt den Gesamteindruck durchaus – und stuft die sechs Geschwister damit über weite Strecken zum plumpen Backgroundchor herab.
Spaß machen kann und darf "We Got Love" natürlich trotzdem. Denn wenngleich die Stimmbänder des Sextetts demselben Genpool entstammen, trumpfen die Musiker in der Studiokabine mit ganz unterschiedlichen Vokalcharakteristika auf. Erwähnt werden muss, dass sich insbesondere Jimmy und Angelo in den kellyfreien Jahren zu äußerst markanten, kraftvollen Sängern entwickelt haben, was ihnen verdientermaßen erfolgreiche Solokarrieren verschafft hat. Insofern erscheint es beinahe als Schande, Stücke wie "Nanana" und den Welthit "I Can't Help Myself" künftig jeweils wieder in ihren Originalversionen zu hören.
Denn genau daraus zieht "We Got Love" seine Daseinsberechtigung: Zeitgemäßer Sound aber um der alten Zeiten Willen. Kaum angestaubte Pop-Rock-Nostalgie. Für Fans von damals, für Hater von heute. Nicht mehr und nicht weniger.
7 Kommentare mit 4 Antworten
Nein!
Einzig relevante Großfamilie im Deutschrap-Zirkus.
Ungehört(?) 5/5
buuuh! das ist echt musik für deppen!! schwinger #serious?
Dann lieber die Manson Family
ich dachte das waren die gleichen....
meint er jetz marilyn manson oder charles manson? charles manson macht auch recht chillige mukke btw! hörts mal rein ist gratis auf spotify!!
lg
skyfighter
Aktuell macht der gute Charlie leider nichts, als auf den Tod warten
Dennoch sei allin Interpretation von Garbage Dump als sehr empfehlenswert erwähnt. Genauso wie die Charles Manson/seges findere Split LP
Fand ich grad lustig....
Stadionrock???