laut.de-Kritik

Neue Cover-Schatzkiste von Nick Cave bis Lucinda Williams.

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Es ist ein Running Gag unter Indie-/Alternative-Kennern der 90er Jahre: Derselbe Mann, der das komplette Jahrzehnt lang nichts so sehr hasste wie das eigene Simon & Garfunkel-Cover von "Mrs. Robinson", das seine Lemonheads zu Weltruhm brachte, veröffentlicht seit 2009 nichts als Coverversionen. Ganze Platten voll. "Varshons 2" ist logischerweise die Fortsetzung von "Varshons".

Doch die Zeiten, in denen Evan Dando verständlicherweise der Meinung war, dass MTV und Millionen CD-Käufer ihn auch für einen seiner eigenen Songs bejubeln könnten, anstatt für ein Cover, das er "mit einem Scheiß-Akkordlernbuch" vor der Nase in zwei Stunden einspielte, sind lange vorbei. Sein maximal noch von Kurt Cobain getoppter Establishment-Hate ebenfalls. Denn Dando spielt längst nach seinen eigenen Regeln und veröffentlicht einfach Platten, wann er Lust hat, also alle zehn Jahre.

In einem recht einmaligen Interview erklärte er mir 2009 aus der Horizontalen seines Münchner Hotelbetts heraus bei Marlboro, Becks und Haribo seine goldene Regel des Coverns: Spiele nie einen Song deiner absoluten Lieblingsband nach. "Es wird also nie ein Velvet Underground-Cover von mir geben. Oder was von den Stones und den Beatles", so Dando energisch. Er picke sich stattdessen Songs heraus, von denen er das Gefühl habe, dass er am Ende nicht als Frevler rüberkommt.

Die goldene Regel gilt bis heute: Auf "Varshons 2" bleiben auch seine anderen Helden Motörhead und Stooges unangetastet, dafür wagt er sich immerhin an Nick Caves "Straight To You". Den prunkvollen Swagger des Originals (auf "Henry's Dream", 1992) überführt Dando erwartungsgemäß unbeeindruckt mit ruhiger, geerdeter Stimme in seinen Folk-Kosmos, ohne an der melancholischen Brillanz zu scheitern.

Ansonsten macht die Platte genau dort weiter, wo "Varshons" aufgehört hat: Der alte Punkrocker wählte Songs von Nischen-Künstlern aus, um ihnen Tribut zu zollen, sie bestenfalls einem neuen Publikum nahe zu bringen und den ohnehin sehr guten Originalen noch neue Nuancen abzutrotzen. Dabei ist es unerheblich, ob man nun mit dem Back Catalogue eines Paul Westerberg vertraut ist, denn "Things" glänzt wie viele andere in der bekannten Lemonheads'schen Schrammel-Schönheit.

Wer sich an die wunderbaren Country-/Americana-Preziosen seines Soloalbums "Baby I'm Bored" von 2003 erinnert, kommt hier voll auf seine Kosten. Uptempo-Nummern sind kaum vorhanden. Herausragend ist gleich die zarte 50s-Ode "Can't Forget", die allerdings Yo La Tengo komponierten, das fast schon laute "Old Man Blank" der jüngst wieder groß auftrumpfenden Psychedelic Rock-Oldies Bevis Frond oder das mit Sängerin Marciana Jones glänzend in Szene gesetzte "Settled Down Like Rain" von den Jayhawks. Duettgesang ist schließlich auch so eine Paradedisziplin des Mannes.

Nicht alle Tracks halten dieses Level, das mit Smudge-Mitglied Tom Morgan geschriebene Reggae-Stück "Unfamiliar" oder Lucinda Williams' Ballade "Abandoned" wirken eher bemüht. Das ändert aber kaum etwas am guten Gesamteindruck, der maßgeblich von der Freude über die Rückkehr des Musikers zehrt. Schließlich dient "Varshons 2" auch als Grundlage für eine ausgedehnte Welttournee, wo er hin und wieder auch Coverversionen präsentiert, die er nie auf ein Album pressen würde: Von Britney Spears oder Whitney Houston.

Trackliste

  1. 1. Can't Forget
  2. 2. Settled Down Like Rain
  3. 3. Old Man Blank
  4. 4. Things
  5. 5. Speed Of The Sound Of Loneliness
  6. 6. Abandoned
  7. 7. Now and Then
  8. 8. Magnet
  9. 9. Round Here
  10. 10. TAQN
  11. 11. Unfamiliar
  12. 12. Straight To You
  13. 13. Take It Easy

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