laut.de-Kritik
Macht aus jedem Punk einen Romantiker.
Review von Uli BrechtoldWährend das Debütalbum "A Lesson In The Abuse Of Information Technology" noch nach Garage und verrauchten Kellerkonzerten klang, entwickelten sich The Menzingers in den vergangenen Jahren musikalisch weiter. Mittlerweile klagen sie nicht mehr jeden Missstand an, sondern besinnen sich auf Freundschaften, Beziehungen und darum, dass sie als Band mit ihren Ansichten nicht immer richtig liegen.
Die Pennsylvanier teilen deshalb nicht mehr ganz so stark aus wie in der Vergangenheit und zeigen mit dem Finger in Richtung Erwachsenenleben. Ihre Ansagen wie "I Don't Wanna Be An Asshole Anymore" sind deswegen nicht weniger direkt. 2014 klingen die Punks nicht mehr ganz so rotzig, dafür immer noch frech.
Dass The National-Produzent Jonathan Low in dem Genre noch keine Erfahrungen sammelte, als die Band Ende letzten Jahres mit dem Aufnahmen begann, war kein Zufall. The Menzingers wollen Veränderung, ohne dass die vier Jungs dabei kommerzielle Ziele in den Vordergrund stellen. Dabei versteht es der Produzent, die spartanischen Kräfte in folkigen Gitarrenrock zu bündeln.
"Bad Things" kommt mit einer simplen Gitarrenmelodie aus und lädt im Refrain zu einem geselligem Kneipenabend mit den besten Freunden ein, ohne dabei den ganzen Laden auseinanderzunehmen. Dabei schwingt ein bisschen Melancholie im Refrain mit und macht das neue Album zu einer ernsten Angelegenheit. Der Gesang von Greg Barnett überwiegt auf "Rented World". Wutentbrannte Schreie kommen nur noch sporadisch zum Vorschein. Ende 20 sieht die Welt eben doch ganz anders aus.
Die rührende Trauerrockballade "Where Your Heatache Exists" steigert sich mit Becken und Riffs hin zu einer romantischen Schunkelparade. Emotionen kommen bei The Menzingers nicht zu kurz. Die gediegene Herangehensweise an das Songwriting und die Gelassenheit der vier gereiften Hitzköpfe tragen Songs wie "Transient Love" und machen aus jedem Punk einen Romantiker.
Dafür haut "The Talk" die Kerbe tief ins Holz und schüttelt kurzzeitig den Körper durch. Nach einem kurzen Ausbruch am Mikrofon beruhigt sich der kleine Schreihals wieder. Danach fährt die Band in gemäßigtem Tempo die Mitleidsschiene "Nothing Feels Good Anymore" und erntet ordentlich Empathie. Mal ehrlich, wer hatte nicht schon die eine oder andere Phase im Leben, in dem es einfach nicht weitergeht.
So dümpeln die netten Pennsylvanier meist im Mid-Tempo herum, hauen ab und zu in die Saiten und vergessen dabei leider an der einen oder anderen Stelle ein paar Variationen einzubauen. Die gitarrenlastigen Nummern "In Remission" und "Sentimental Physics" drücken nur gegen Ende aufs Gas, bevor die Akustik-Nummer "When You Died" dem vierten Album ein klangvolles Ende setzt.
2 Kommentare
Kommen die aus Metzingen Outlet City ?
Nein, aus Ober- oder Untermenzing bei München