laut.de-Kritik
Vorort-Songs zwischen Baggern und zengärtnernden Bewohnern.
Review von Juliette KaiserIm Einstiegssong "Humble Peasant" trifft Geige auf Computer. Nach und nach stimmen dann alle sechs Freunde mit ihren Instrumenten ein. Zum Ausklang pfeift noch einer ein Solo.
Nach diesem instrumentalen Start wirken die folgenden Gesänge um so wuchtiger. Denn im Gegensatz zum Debüt hat Gitarristin Emma Polock deutlich mehr Gesangsparts. Das ermöglicht wunderschöne mehrstimmige Songs.
Etwa das versponnene Duett "Why So Looking Back". Der Wechselgesang von Emma und Adrian Jewett erinnert mal an zarte Antifolksongs der Moldy Peaches, mal an kraftvolle Chorstücke der Broken Social Scene. Kein Wunder, dass deren Label Arts & Crafts aufhorchte und schließlich die Platte veröffentlichte.
Band-Keyboarder Ryan Lenssen produzierte das Album in Eigenregie. Wer jetzt an sperrigen und wenig perfekten Küchenstudiosound denkt, liegt falsch. Die Großfamilie von Band erzeugt einen bombastischen Klang. Komplexe, ins prog-rockige oder jazzige driftende Arrangements bevölkern die Platte.
Als Inspirationsquelle dienten die sich ausbreitenden Vororte ihrer Heimatstadt Milton. Songs zwischen Baggern und zen-gärtnernden Bewohnern. Sinnbild dafür ist "Present Of Future End". Der Track erschafft ein bewegendes Spannungsfeld zwischen trompetenlastiger Klangwand und ruhigem Folk.
Die Band selbst vergleicht sich mit gigantischen Leinwandabenteuern. "Population ist unser anti-utopisches (im Original "dystopian": ein negatives Utopia) Erzählalbum", sagt Ryan.
"Es ist wie 'Das Universum Schlägt Zurück'. Es beginnt mit einem Haufen Action und lässt dich dann hängen, wartend auf 'Die Rückkehr der Jedi-Ritter'. Es ist wirklich eine Anti-Platte, die zwischen allem steht und allein das Negative feiert." Oder kurz: Es möchte Kunst sein. Und wenn Kunst von Können kommt, sind sie gut dabei.
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