laut.de-Kritik
Klangwände, Breitwandgitarren und viel Hall knüpfen einen dichten Teppich.
Review von Vicky ButscherDie Songs dauern im Schnitt 5.30 Minuten ... Zu lang für meine Aufmerksamkeitsspanne. Doch der Titel des zweiten Songs fordert mich dazu auf, diese langen und vielleicht etwas beschwerlichen Weg zu gehen. Mal schauen, was und wer mir da begegnet.
Bevor ich los laufe muss ich mich erst einmal in die Zeitmaschine begeben. Diese bringt mich direkt nach Manchester. Auf in den Rave der Anfangsneunziger. Als allererstes begegnen mir die Stone Roses. Sie werden ein freundlicher Begleiter bleiben.
Ich scheine mich in einer Grotte zu befinden, denn alles, was an Vocals auf diesem Album zu hören ist, hallt enorm. Die Wände bestehen aus alles überdeckenden Gitarrenharmonien und -melodien.
Kurz vor "Human" muss ich Ian Brown getroffen und mit ihm einen lustigen Drogencocktail zu mir genommen haben. Während des Songs befinde ich mich in einem Schwebezustand, wabernde Gitarrenklänge tragen mich. Nur der energisch eingestreute Schlagzeugbeat lässt mich hin und wieder Boden unter den Füßen spüren. Vom Ende der Grotte scheint mir jemand etwas zuzurufen, wie Sirenen beginnt es zu kreischen. Doch all das verschwindet wieder in der Gitarrenwolke.
Sehr dicht liegt hier alles beieinander. Die Gitarre trifft auf eine andere, auf einen Bass, auf eine Stimme, ein Schlagzeug. All das rückt sehr eng zusammen. Hall legt sich darüber. Eine sehr pathetische Welt, die sich mir hier bietet. Pompöser Glamour liegt über dem Ganzen. Alles ist sehr ausladend, ich bin in einem aus Musik geknüpften Teppich gefangen. Ich beginne langsam zu glauben, dass sich die Welt, in die mich dieses Album reißt, sich als Plastikgebilde entpuppt. Ein wenig zu grell erscheint die Umgebung. Aber sobald ich am Lautstärkeregler drehe, tauche ich wieder in der Welt von "The Music" ab. Oh, jetzt habe ich auch U2 entdeckt, die sich hier von Zeit zu Zeit blicken lassen.
Wer das Album zu leise hört oder zu schnell seine Geduld verliert, der wird diese Reise nie machen können. Das hier muss voll klingen, sonst geht alles verloren. Glamour braucht eben seinen Platz.
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