laut.de-Kritik

Der Weltuntergang steht ins Haus.

Review von

Winzig kleine, achtbeinige Krabbeltierchen schicken sich an, die Weltherrschaft zu übernehmen, so Nick Beggs. Die entsolidarisierte Menschheit, die nurmehr Profit, Egoismus und Macht interessiert, hat ausgedient und gibt in Kürze das Zepter an die mit dem biologischen Namen als Tardigrade bezeichneten Tiere ab. Soviel sei an dieser Stelle zum kryptisch anmutenden Titel der zweiten The Mute Gods-Platte gesagt.

Bis der Weltuntergang für die Menschen ins Haus steht, haut der Mittfünfziger noch mal ordentlich auf die Pauke. Mit im Boot befinden sich die beiden Weggefährten Marco Minnemann (Drums, Gitarre) und Roger King (Keys, Gitarre) die Beggs von den gemeinsamen Touren mit Steven Wilson und Steve Hackett (Ex-Genesis) kennt, womit auch der musikalische Einflussbereich umrissen ist.

Knapp ein Jahr nach dem Debüt und unter den unheilverkündenden Ereignissen des Jahres 2016 stehend (u.a. Trump, Brexit, Kriege allerorten) schlägt das Trio deutlich härtere Töne an und bewegt sich streckenweise auf metallischen Pfaden.

Nach dem passenderweise mit "Saltatio Mortis" betitelten Intro gehen die Mute Gods gar nicht so stumm zu Werke. Das bei der Klasse dieser Musiker gewohnt hohe technische Niveau kann bei den ersten drei richtigen Stücken jedoch nicht verdecken, dass Stumpf nicht immer Trumpf ist. Die in Musik gegossene Wut wirkt hierbei auf Dauer redundant.

Doch mit "Early Warning" lichtet sich der aufgewirbelte Staub und eine breitere emotionale Palette hält Einzug in den Sound. Der zynische Titeltrack rockt straight forward und steckt dabei tief in bunten New Wave-Klamotten. "Window Onto The Sun" schwingt sich in luftige Höhen und begeistert mittels eines im Midtempo gehaltenen hypnotischen Aufbaus.

Auf dem Instrumental "Lament" demonstriert Beggs seine Klasse auf dem Chapman Stick. "Stranger Than Fiction" präsentiert die Band von ihrer gefühlvollen Seite und mischt der melancholischen bis verzweifelten Grundstimmung hoffnungsvolle Untertöne bei.

Das Highlight kommt als kleines Epos daher: "The Singing Fish Of Batticaloa" besticht mit tollen, von Soundscapes, Naturgeräuschen und warmen Instrumenten geprägten Mittelteil sowie eindringlichen Melodien. Letzter Punkt stellt ein großes Plus dieser Platte dar: Die Virtuosität des Trios steht zu keiner Zeit über dem Song und dessen melodischer Ausdrucksweise.

Entgegen des Konzepts, dass bedeutend mehr Schatten als Licht offeriert, spielt die Band ihre Stärke in der musikalischen Qualität aus und geht so wesentlich gereifter zu Werke als noch auf dem Debüt.

Trackliste

  1. 1. Saltatio Mortis
  2. 2. Animal Army
  3. 3. We Can't Carry On
  4. 4. The Dumbing of the Stupid
  5. 5. Early Warning
  6. 6. Tardigrades Will Inherit the Earth
  7. 7. Window onto the Sun
  8. 8. Lament
  9. 9. The Singing Fish of Batticaloa
  10. 10. The Andromeda Strain
  11. 11. Stranger Than Fiction

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