laut.de-Kritik
Die Berliner vertonen die Geschichte der letzten vier Milliarden Jahre.
Review von Michael EdeleThe Ocean hatten schon immer ein Faible für ausgefeilte Konzepte und leicht verrückte Ideen. "Precambrian" setzt das nahtlos fort, handelt es sich doch dabei um die läppische Zeitspanne von vier Milliarden Jahren, von der Entstehung der Erde ("Let there be light", ihr erinnert euch ...) bis zum Kambrium, als tatsächlich mal so was wie ein Farn in der Gegend rum stand.
Die einzelnen Songs auch noch nach den unterschiedlichen Ären zu benennen, ist schon eine interessante Herangehensweise, aber wie stellt man einen glühenden Klumpen irgendwo im Weltraum musikalisch passend dar? Ganz einfach, natürlich mit monumentalen Lavasounds der Marke Neurosis und Mastodon. Das eine oder andere Meshuggah-Riff hat seinen Weg auch in den Opener der EP "Hadean" gefunden, und zusammen mit dem ebenfalls brachialen "Eoarchean" spürt man die Lavamassen förmlich über den noch unfertigen Planeten walzen.
Das erste, wirre Chaos bricht somit erst mit "Paleoarchean" los, einem durchgeknallten Punksong mit äußerst schrägen Gitarren. Da geht "Mesoarchean" zunächst wieder deutlich satter und zerstörerischer zu Werke. Langsam wälzen sich breite Riffs aus den Boxen, nur um zwischenzeitlich mit sehr abgefahrenen Gitarrenläufen und einigen Noiseausbrüchen zu kontrastieren. Nach einem - in diesem Zusammenhang - zunächst ungewöhnlich melodischen Einstieg geht es in "Neoarchean" schnell wieder richtig zur Sache. Einen leichten Napalm Death-Touch kann man dem Track wohl nicht absprechen.
Mit "Proterozoic" geht es in die nächste Epoche über, und das atmosphärische Intro "Siderian" hat mit dem Saxophon und den leisen Gitarrenklängen fast was von einem Film Noir-Soundtrack. Auch die Überleitung in "Rhyacian" ist zunächst eher ruhig und gemächlich, doch in elf Minuten kann ja bekanntlich einiges geschehen. Und genau so ist es auch, aber trotz einiger derber Gesangspassagen bricht zunächst nicht die akustische Hölle los. Statt dessen entsteht immer wieder Raum für Klavier- und Violinenklänge, mal ein Glockenspiel, klare Gesangslinien und alles, was dem The Ocean-Kollektiv so einfällt, und das ist einmal mehr beachtlich viel! Erst nach über der Hälfte des Songs schlagen die Gitarren wieder mit brachialer Allmacht zu und walzen mit der Kraft einer Moräne alles platt.
Auch textlich gibt sich das Musikerkollektiv einmal mehr äußerst gewandt und greift sowohl auf eigene Lyrik, als auch auf die von Schriftstellern wie Lautréamont, Nietzsche, Baudelaire oder Trakl zurück. Auch "Orosirian" greift auf monumentale Riffs zurück, geht dabei aber nicht ganz so zerstörerisch zu Werke wie auf "Hedean/Archean". Dank einiger Melodien - nicht zuletzt von der Violine - klingt das Stück erhabener und irgendwie positiver. Dem folgt "Statherian", das weitgehend auf der Mondscheinsonate von Beethoven basiert. Bis auf einige Spoken Word-Samples ist der Song rein akustisch gehalten und dreht gegen Ende richtig auf.
Zaghaft und sehr reduziert beginnt "Calymmian" und gerade, als man schon vermutet, es mit einem weiteren Instrumental zu tun zu haben, brechen harte Gitarren und brutale Growls über einen herein. Diese weichen aber immer wieder verträumten Klängen von Gitarre und Celli.
Doomiger und vor allem zähflüssiger wird es in "Ectasian", ehe es im Laufe der Zeit einmal mehr in Meshuggah-Gefilde über geht. "Stenian" setzt auf ähnliche Elemente, hat aber gelegentlich noch sehr angenehme, klare Gesangslinien zu bieten. "Tonian" geht es zunächst wieder mit sehr ruhigen Tönen und ausgiebigen Klavierpassagen an, macht sich dann aber einen Spaß daraus, die Nerven in bester Mudvayne-Manier zu strapazieren.
Klassisch und ausschließlich mit Klavier und Violine setzt "Cryogenian" den Schlusspunkt unter ein wirklich beeindruckendes Musikwerk. Allerdings hört der Aufwand, den die Band betrieben hat, dort noch nicht auf. Das sehr aufwendig gestaltete Artwork der Scheibe, offenbart sich erst in den Feinheiten. So sind beispielsweise Alternativtitel der Songs im Booklet zu finden, allerdings nur wenn das Licht entsprechend drauf fällt.
20 Kommentare
THE OCEAN to release "Precambrian"! Berlin's THE OCEAN are one of the few bands that stand out because of their musical depth, seriousness and high artistic standards. THE OCEAN return with an extensive concept album that is completely unique and demands the listener's utmost attention.
The double disc "Precambrian" is the soundtrack to the beginning of evolution, subdivided into two successive geological eons ("Hadean/Archean" and "Proterozoic"). The songs are divided into 5 subordinate eras, with the song titles carrying the names of subordinate geological periods. Disc 1 features the typical THE OCEAN brutality while Disc 2 shows the deeper, more emotional side of what the collective also stands for.
"Precambrian" will be available as a deluxe digipack and was recorded in the band's own Oceanland studio as well as in Sweden, Belgium, Finland, the Netherlands, Los Angeles and Seattle. Once again the incredible artwork was done by highly acclaimed artist Martin Kvamme (FANTOMAS, TOMAHAWK, PATTON/KAADA).
Mastermind Robin Staps about "Precambrian": "Please try to absorb this album in its entirety - artwork, lyrics and music is one, and each song only unfurls its full meaning in the context of all other songs and art on the album. "Precambrian" is our stance against myspace-induced volatileness and transience, against the postmodern notion of music as unseizable data, against a perception of music in terms of how much space it takes up on your hard-drive... it is an album for people who still believe in the idea that an album can be more, and should be more, than the sum of its tracks."
Tracklist:
CD 1 "Hadean / Archean"
I Hadean
1 Hadean
II Archean
2 Eorchean
3 Paleoachean
4 Mesoarchean
5 Neoarchean
CD 2 "Proterozoic"
III Palaeoproterozoic
1 Siderian
2 Rhyacian
3 Orosirian
4 Statherian
IV Mesoproterozoic
5 Calymmian
6 Ectasian
7 Stenian
V Neoproterozoic
8 Tonian
9 Cryogenian
"Precambrian" runs 84 minutes in total, features guest appearances by Scofield (CAVE IN, ZOZOBA, OLD MAN GLOOM), Nate Newton (CONVERGE, DOOMRIDERS), Dwid Hellion (INTEGRITY), Tomas Hallbom (BREACH), Eric Kalsbeek (TEXTURES) as well as musicians of the Berlin Philharmonic Orchestra and will be released on November 2nd (G|A|CH|I) / November 5th (Europe) via Metal Blade Records.
THE OCEAN on tour:
12.10.07 - DK - Albertslund - Forbraendingen
27.10.07 - CH - Geneva - L'Usine
THE OCEAN
INTRONAUT
NAHEMAH
WAR FROM A HARLOTS MOUTH
02.11.07 - IT - Padova - Pedro
03.11.07 - CH - Oberentfelden - Börömpömpöm
04.11.07 - IT - Arese ( Milan ) - SGA
05.11.07 - SI - Ljubljana - t.b.a
06.11.07 - AT - Wien - Arena
07.11.07 - DE - Leipzig - Conne Island
08.11.07 - BE - Aarshot - JC de Klinker
09.11.07 - DE - Wiesbaden - Schlachthof
10.11.07 - FR - Toulouse - Les Vents du Sud
11.11.07 - ES - Barcelona - Mephisto
12.11.07 - ES - Madrid - Ritmo y Compas
13.11.07 - PT - Lisbon - t.b.a
14.11.07 - PT - Porto - t.b.a
15.11.07 - ES - Durango - Plateruena
16.11.07 - FR - Bordeaux - L'Heretic
17.11.07 - CH - Bulle - L'Ebullition
18.11.07 - DE - Würzburg - Soundpark Ost
19.11.07 - FR - Lille De Reve - d'Herbert
20.11.07 - UK - London - Underworld
21.11.07 - UK - Stoke On Trent - Sugarmill
22.11.07 - UK - Edingburgh - The Hive
23.11.07 - UK - Plymouth - The White Rabbit
24.11.07 - NL - Den Bosch - W2
25.11.07 - NL - Rotterdam - Waterfront
26.11.07 - DE - Hamburg - Hafenklang im Exil
27.11.07 - BE - Arlon - L'entrepot
29.11.07 - DK - Kopenhagen - Stengade 30
30.11.07 - DE - Berlin - Pirates Grove
01.12.07 - DE - München - Feierwerk
theoceancollective.com |
dier ersten zwei tracks zum reinhören gibts hier (http://www.myspace.com/theoceancollective)
superbe!
Freue mich auf die Tour, auch wenn Mouth of the architect nicht mehr mitspielen
@masterpiece (« wenn man das teil mit anderen werken aus dieser musikgattung vergleicht, reichen 4 punkte sicherlich schon aus. »):
ganz ehrlich? - Nein, tun sie nicht!
Aber per se vergleicht man hier nicht innerhalb von Genres, sondern insgesamt!
quatsch, warum sollte man cds aus verschiedenen genres vergleichen?
naja, ich glaube nicht das die redax bewertungen sind an vergleichbaren outputs ähnlicher bands orientieren und daher stellt man sich bei vier punkten mit allen anderen platten auf dem portal in vergleich!
mal ganz davon abgesehen denke ich trotzdem nicht das die platte im vergleich mit anderen der musikgattung 4 punkte verdient hat.
im prinzip ist die diskussion grad trotzdem total nichtig, weil man über bewertungen ja gut streiten kann