laut.de-Kritik
Hilflos im schwarzen Nichts.
Review von Manuel BergerAls The Spirit vor anderthalb Jahren ihr Debüt "Sounds From The Vortex" bei Nuclear Blast neu auflegten und somit einer größeren Hörerschaft bekannt wurden, waren die Reaktionen euphorisch. Mit beeindruckender kompositorischer Reife erweckten sie den Geist Dissections zu neuem Leben. Nun knüpfen sie nahtlos daran an, das zeigt schon der Albumtitel – denn was ist "Cosmic Terror" sonst, wenn nicht die Evolution von "Cosmic Fear", einem Track des Erstlings?
Mit Blastbeats und Tremolo-Feuer starten die Saarländer in "Serpent As Time Reveals". So schnell auf den Punkt sie damit kommen, so sorgfältig etablieren sie aber auch die instrumentale Atmosphäre des Songs. Anderthalb Minuten nehmen sich M.T. (Gitarre), M.S. (Drums) und A.T. (Bass) Zeit, bevor M.T. auch seine knurrigen Stimmbänder bemüht. Zu diesem Zeitpunkt trudelt der Hörer schon hilf- und schwerelos durchs pechschwarze Nichts des Spirit-Kosmos'.
Obwohl immer noch klar zwischen Black und (Melodic) Death Metal verankert, gestalten die Saarländer ihre Songs im Vergleich zum Debüt insgesamt gesehen etwas progressiver. Für das fast achtminütige "Path Of Solitude" weben sie einen verschachtelten, dynamischen Instrumentalpart, in dessen Herz ein Solo schlummert, das auf eine frühe Opeth-Platte gepasst hätte. Den rein instrumental gehaltenen Titeltrack zelebrieren The Spirit mit sehnsüchtigen Twin-Leads. Schon auf "Sounds Of The Vortex" gab es solche Parts, auf "Cosmic Terror" intensiviert die Band sie. Als Nebeneffekt sinkt das Härtelevel. So führt "Path Of Solitude" The Spirit nah ans Revier Tribulations.
Gelegentlich stagnieren The Spirit in ihrer Formel bzw. strapazieren sie zu sehr. Am eingangs erwähnten "Serpent As Time Reveals" hängt ein ellenlanger, instrumentaler Rattenschwanz, obwohl nach vier Minuten kompositorisch alles gesagt ist. Das direkt anschließende "Strive For Salvation" ist zwar für sich genommen ein verdammt guter Genre-Track mit toll verzahntem Zusammenspiel von Gitarre und Bass. In direkter Nachbarschaft zum ähnlich aufgebauten Opener wirkt der Song allerdings wie dessen repetitiver Abklatsch.
Auch später in "Pillars Of Doom" vermisst man ob der immergleichen Tremolo-Axt die Abwechslung. Keine Schuld trifft dabei Drummer M.S.: Er begeistert mit kreativen Fills und Changes sowie lebhaften Grooves, die man im Black Metal-Kontext eher selten hört.
The Spirit bewegen sich auf "Cosmic Terror" zweifellos noch souveräner in ihrer Nische als auf dem Debüt und bauen ihren Stil stimmig aus. Dabei büßen sie aber stellenweise an Durchschlagskraft ein und werden vorhersehbar. Der überwiegend positive Eindruck bleibt zwar bestehen, doch das Trio muss aufpassen, dass es sich künftig nicht festfährt.
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