laut.de-Kritik
Ernst und Lächerlichkeit gehen trotzig Hand in Hand.
Review von Martin LeuteDass diese britische Band um den Songwriter Dave Tattersall einst in der New Yorker Antifolk-Szene um Jeffrey Lewis, Herman Düne oder Turner Cody unterwegs war, prägte das musikalische Schaffen des Trios nachhaltig.
Mit ihren gewitzten Lyrics, dem schrulligen Hang zur Naivität und einer gutlaunigen LoFi-Attitüde befindet sich das Ensemble nun mitten auf der wundersamen Indie-Folk-Spielwiese, die auch Jonathan Richman oder Darren Hayman heiter durchforsten.
Auf diesem Werk verzichtet die Band auf die E-Gitarre, die noch den grandiosen Vorgänger "Instant Coffee Baby" auszeichnete. Stattdessen setzt sie auf die instrumentale Untermalung der Akustikgitarre, flüssiger Basslinien, des Schlagzeugs und der Bläser-Arrangements von Stanley Brinks (aka André Herman Düne/Ex-Herman Düne), der gemeinsam mit der Songwriterin Clemence Freschard die Backgroundgesänge beisteuert.
Auf Perfektion ist diese mit einfachsten Mitteln eingespielte Musik nicht angelegt, was den immer ins Absurde gewendeten lyrischen Alltagsbegebenheiten einen wunderbaren Rahmen verleiht. Der nasale, schnoddrige Gesangsstil, mit dem Tattersall seine Melodien mit Kinderlied-Charakter intoniert, steht im Zentrum der stets lässig schunkelnden Lieder.
Er versucht, dem Leben mit eigenwilligen Methoden mehr Sinn abzugewinnen ("I wrote my name on a banana peel / there should always be a meal with my name on it"), umschreibt Situationen, in denen er an seine Freundin denkt ("when the pissed up student girls teased me with the sound of my own name"), übt sich in skurrilen Lebensanschauungen ("I cut my hair / and you grew yours / there always has to be the same amount of hairs in the world") oder lauscht den Weisheiten eines Fisches ("I would grant you three wishes / but I'm not in the business of giving out wishes").
Dave Tattersall erweist sich als kauziger Geschichtenerzähler mit ironischem Blick auf eine Welt, in der die Ernsthaftigkeit und Lächerlichkeit trotzig Hand in Hand gehen. The Wave Pictures präsentieren auf diesem rundum gelungenen Album charmanten und spaßigen Indie-Folk, der unwiderstehlich zwischen dem ganz großen Drama und infantiler Unbedarftheit pendelt.
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