laut.de-Kritik

Entführt Morrissey und Django Reinhardt in den Club.

Review von

Eine glückliche Hand kann man Thomas Brinkmann bei der Produktion seines neuen Albums "Lucky Hands" durchaus unterstellen. Die zwölf Tracks entwickeln ganz unterschiedliche Stimmungen. Vom hektischen Tanzflächen-Feger bis hin zur besinnlichen Klangcollage. Thomas Brinkmann erweist dem Format "Longplayer" die Ehre und zeigt einmal mehr, dass Kopf und Arsch in der elektronischen Musik prima zusammen gehen können, wenn sie nur wollen.

Somit hat "Lucky Hands" auch relativ wenig gemein mit den ersten Veröffentlichungen von Brinkmann auf dem eigenen Maxernst-Imprint, stellten die ersten drei Releases mit Variationen von Wolfgang Voigts minimalistischer "Studio 1"-Reihe doch hauptsächlich eine Sache für Connaisseure dar. Das war im Jahr 2000. Seither ist Brinkmann einen weiten Weg gegangen, hat sich als Remixer für Depeche Mode ganz oben in den Popgefilden einen Namen gemacht und zeigt nun mit "Lucky Hands", wie beseelt elektronische Musik zu klingen vermag.

Bestes Beispiel dafür sind die Tracks, bei denen Tusia Beridze am Gesang zu hören ist - und das sind immerhin ein Drittel der gesamten Tracks auf "Lucky Hands". Sehr moody und durchweg dunkel im Flair, sind Vocals und Sounds immer sehr feinfühlig aufeinander abgestimmt und ergänzen sich oftmals zu wunderschönen Songs, wie beispielweise "C Black R". Ganz anders hingegen der Opener "Drops".

Minimalistisch blubbernd und von maschineller Funkiness getragen, müssen sich die Vocals von Morrissey ganz den Sounds unterordnen. Dafür machen die Kompositionen im Laufe der weiteren elf Tracks eine spürbare Entwicklung durch und gewinnen zusehends an Feingefühl und Tiefgang. Bei "Machine", das mit dem Erbe von Kraftwerk spielt, greift Brinkmann sogar selbst zum Mikrofon. Doch während sein Sprechgesang etwas blass bleibt, darf Tusia Beridze als Glücksfall für "Lucky Hands" gefeiert werden.

Ihre Stimme prägt den Eindruck des Longplayers, macht seinen Charakter zu einem nicht unwesentlichen Teil aus. Freilich immer im feinen Einklang mit Brinkmanns Produktionen, die die Tracks nach unten hin abrunden und für den nötigen Druck beim Clubeinsatz sorgen. Ganz zum Ende überrascht der in Mönchengladbach geborene Produzent den Hörer gar noch mit dem Remake eines Stück des Gitarren-Virtuosen Django Reinhardt. Auch der vertraute stets auf seine "Lucky Hands".

Trackliste

  1. 1. Drops
  2. 2. Work
  3. 3. Maschine
  4. 4. Jacknot
  5. 5. Lucky Hands
  6. 6. More You Ignore Me The Closer I Get
  7. 7. Margins
  8. 8. Thirty 2
  9. 9. B-Day
  10. 10. C Black R
  11. 11. R 8 Gordini
  12. 12. Charleston

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