laut.de-Kritik

Alternative-Schnulz für die Fiese-Scheitel-Fraktion.

Review von

Während sie im heimischen Kanada und in den USA schon Edelmetall einsacken, dürfte der Name Three Days Grace in unseren Gefilden den wenigsten etwas sagen. Bei der Im Falle des Sängers und Gitarristen Adam Gontier könnte das schon ein wenig anders aussehen, denn jener hat schließlich "I Don't Care" auf dem Apocalyptica-Album "Worlds Collide" eingesungen.

Dass ihn die Finnen für einen Alternative-Track ausgewählt haben, hat durchaus seinen Grund. In diesen Gefilden bewegen sich nämlich Three Days Grace ebenfalls, mischen aber mitunter ein paar Nu Metal-Elemente hinzu, die die Jungs in die Nähe von Bands wie Papa Roach oder Seether rücken. Dabei verkommen sie aber nicht zur bloßen Kopie. Dafür ist die Gefahr relativ groß, dass die Band nach ein, zwei Alben auch in den USA ihre kommerziell beste Zeit hinter sich hat. Wobei das Rezept der Kanadier den Zeitgeist momentan aber noch voll und ganz trifft.

Mit "It's All Over" haben sie den Opener gut gewählt. Der bewegt sich in der oben genannten Schnittmenge - Adam navigiert ihn mit seiner rauen, aber trotzdem melodischen Stimme zielsicher. Für die Fiese-Scheitel-Fraktion mit schwarz gefärbten Fingernägeln und jede Menge Kajal im Gesicht ist "Pain" geradezu prädestiniert. Mit Texten wie 'Pain, I can't get enough - I rather feel pain than nothing at all' trifft er genau den Nerv der Zeit und gibt sich selbstzerrissen und emotional verletzlich. Diese Thematik zieht sich durch das komplette Album. Somit ist die US-Käuferschicht ziemlich klar definiert.

Dabei sollte man aber nicht außer Acht lassen, dass Three Days Grace auch wirklich gute Songs schreiben können. Da steht die Single "Animal" ganz weit vorne. Der Song geht gut ab und reißt sofort mit. Die Strophe klingt catchy und bleibt sofort hängen, was will man also mehr? Allerdings ist man sich meist nicht so ganz sicher, ob manch griffiger Refrain wie bei "Riot", "Time Of Dying" oder dem abschließenden Titeltrack nicht zu sehr ins Tralala abdriftet. Live dürften sie damit aber die Massen mobilisieren.

Dass der Mainstream vor allem mit balladeskem Material zu knacken ist, weiß das Quartett, und so sind das an 3 Doors Down erinnernde "Never Too Late", das zumindest in den Strophen sehr balladeske "Let It Die" und vor allem das nah am Schnulz gelagerte "Over And Over" prädestiniert fürs Radio. Geht der Refrain von "Let It Die" schon schwer in die Ecke des Teenie-Film-Sountracks, macht sich "Gone Forever" dort vollends breit. Dann doch lieber interessante und abwechslungsreiche Sachen wie "On My Own" oder das sich stark steigernde "Get Out Alive".

Trackliste

  1. 1. It's All Over
  2. 2. Pain
  3. 3. Animal I Have Become
  4. 4. Never Too Late
  5. 5. On My Own
  6. 6. Riot
  7. 7. Get Out Alive
  8. 8. Let It Die
  9. 9. Over And Over
  10. 10. Time Of Dying
  11. 11. Gone Forever
  12. 12. One-X
  13. 13. Running Away (Bonustrack)
  14. 14. Three Days Grace - Behind The Band

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