laut.de-Kritik
Die himmlischen Stimmen des College-Rock sind zurück.
Review von Daniel StraubLange Zeit war es ruhig geworden um die einstige Vorzeige-Formation femininen College-Rocks, bis sie in der letzten Woche zum Doppelschlag ausholten. Front-Frau Kristin Hersh veröffentlichte ihr von Kollege Friedrich hochgelobtes Album "The Grotto". Und zeitgleich lassen die Throwing Muses mit einem nicht minder fulminanten Album aufhorchen. Erstmals seit ihrem Weggang vor rund zehn Jahren komplettiert Tanya Donelly wieder das Line-Up. Mit Sicherheit einer der Gründe, warum der selbstbetitelte Longplayer der Muses an beste "heavenly voices"-Traditionen anknüpfen kann.
Beinahe scheint es so, als seien die Jahre spurlos an den Muses vorbei gegangen. Der Opener "Mercury" rockt munter drauf los und erfährt durch Tanya Donellys prägnante Background-Vocals einen wunderbar vertrauten Touch, der mit jeden Ton Erinnerungen an Bellys unglaubliches Debut-Album "Star" weckt. Mit viel Frische und Spielwitz überzeugen die Muses auch in der Folge. Man merkt der Platte bei jedem Ton an, dass die Chemie bei den Muses wieder stimmt. So kommen ihre Stärken zur Entfaltung wie lange nicht mehr.
Und die liegen seit jeher in einer gekonnt eingängigen Melodieführung in der Strophe, der eine vorsichtig zurückhaltende Instrumentierung an die Hand gegeben wird. Mit dem mehrstimmigen Refrain, den druckvolle Gitarrenriffs ins rechte Licht setzten, löst sich schließlich der Spannungsbogen, wie bei "Civil Disobedience", "Solar Dip" oder "Pandora's Box" in geradezu exemplarischer Weise.
Die Throwing Muses unterstreichen mit ihrem selbstbetitelten Album, dass auch im 21. Jahrhundert mit ihnen zu rechnen ist. Und wer weiß, vielleicht fühlt sich Tanya Donelly inzwischen ja wieder so wohl bei den Muses, dass sie ab und an mal im Studio vorbei schaut. Einen größeren Gewinn könnten die Throwing Muses nicht machen.
Noch keine Kommentare