laut.de-Kritik
Grungiger Indierock im grollenden Noir-Pop-Gewand.
Review von Kerstin KratochwillHinter dem Namen Torres steckt das kraftvolle wie kreative Musikprojekt der New Yorker Künstlerin Mackenzie Scott. Mit "What An Enormous Room" veröffentlicht sie ihr mittlerweile sechstes Album. Zwischen rauen Indierock-Klängen und kargen Folk-Anleihen gedeihen hier Songs zwischen Emanzipation, Energie und elektrisierendem Noir-Pop, ausgefeilt bis in die Ecken und atmosphärisch bis an die Ränder.
Die Tracks oszillieren zwischen flirrendem Electronica, breitbeinigen Indierock und schwelgerischem Synthpop, und doch offenbart sich alles als ein großer Fluss, mit Torres als Sirene darin. Silbe für Silbe erscheint bewusst gesetzt, so dass das Album sowohl auf intellektueller Ebene funktioniert, als auch als Strom der Gefühle. Torres dürfte mit diesem Soundmix sowohl Fans von Indie-Darlings wie Lucy Dacus, PJ Harvey oder Liz Phair gefallen als auch Retro-Romantikern, die Kate Bush, Nirvana oder David Bowie verehren.
Sie verwebt mühelos grollende Grunge-Gitarren mit schwebenden Synthflächen sowie spannungsgeladenen Leise-Laut-Dynamiken à la Pixies. "Habe ich einen Nerv getroffen?", singt sie selbstbewusst in "Collect", einem der stärksten Songs des Albums, provokativ, und: Ja, das hat Torres mit ihrer Art Instrumente geradezu menschlich stöhnen, schreien, knarzen und knurren zu lassen.
Scott schrieb jeden der der zehn Tracks des Albums, sie spielt Gitarre, Bass, Synthesizer, Orgel, Klavier und programmiertes Schlagzeug. Darüber schwebt ihre Stimme, die vielfältig zwischen Wut, Melancholie und Empathie gelassen pendelt.
Torres ist Genre- und Gender-übergreifend, ihre Musik ist eingängig und sperrig zugleich, und ihre Texte sind emotional wie präzise: ein Album, das eigentlich auf allen Ebenen überzeugt und nur manchmal ein wenig zu verkopft und verziert gerät.
2 Kommentare
So richtig Stangenware. Fast schon ärgerlich, daß einem sowas aufgetischt wird. Gehört, und schon beim Hören vergessen. Einziger Unikatsfaktor: Oh, da ist ja ne Frauenstimme zwischen all dem Indiegeschrammel für Ersties.
Happy Mans Shoes wäre in einer besseren Welt ein riesen Hit. Der Rest ist zwischen gefällig und belanglos. Mochte den Vorgänger und auch hier gefallen mir einzelne Passagen, aber es plätschert teilweise auch richtig vor sich hin.