laut.de-Kritik
Eleganter Mix aus Wave und Rock.
Review von Toni HennigDie französische Band Trisomie 21 um die Brüder Philippe und Hervé Lomprez hat seit ihren ersten Veröffentlichungen "Le Repos Des Enfants Heureux" (1983) und "Passions Divisées" (1984) mit dem Cold-Wave-Klassiker "La Fête Triste" in Independent-Kreisen eine Menge Anerkennung geerntet. Zudem erweiterte die Formation auf "Black Label" (2009) ihre Musik um kantigen Rock. "Elegance Never Dies" führt diese Entwicklung konsequent fort.
Das untermauert schon der Opener "Where Men Sit". Zunächst sorgen flächige Keyboardsounds und akzentuierte Streicher für eine unaufdringlich Wave-Atmosphäre. Dazu übt sich Philippe mit eigenwillig charismatischem Gesang in Melancholie. Anschließend hört man die Gitarre von Hervé, die ungewohnt bluesige Töne anschlägt, während das Schlagzeug die Nummer kraftvoll vorantreibt. Zum Schluss mündet das Stück in ein energetisches Finale. Der Einstieg gestaltet sich so geradezu muskulös.
Danach beweisen die Franzosen zwischen sphärischen Ambient-Klängen in "Our Trip", dynamischem Post-Punk in "No Man Can Imagine" und bombastischen Synthie- bzw. Gitarrenausbrüchen in "Is Anybody Home? (Pt. 5)" ihre Vielseitigkeit. Im Grunde genommen fasst die Platte sämtliche Schaffensphasen des Duos auf eine kompakte Dreiviertelstunde zusammen. Dabei perfektionieren Trisomie 21 ihr Wechselspiel zwischen Elektronik und Rock, ohne ihren düsteren Prinzipien untreu zu werden.
In der zweiten Plattenhälfte stehen dann sowohl die melodischen als auch atmosphärischen Qualitäten im Vordergrund. Auf der Scheibe gibt es zudem Unterstützung von ihrem Freund und Fan Martin Toulemonde, Manager Olivier Lechevestrier sowie dem Gründungsmitglied Pascal Tison, der auf einem Track als Bassgitarrist zu hören ist. In "Elegance Never Dies" hat die Band hörbar viel Herzblut investiert.
In dem schleppenden Stück "Over The Noisy Keys" sorgen dunkle Keyboardflächen und die tiefe Stimme des Sängers für Tristesse und Schwermut - nicht der einzige Verweis auf die Pionierzeit in den frühen 80er-Jahren. "Tender Now" verbindet minimalistische Cold-Wave-Sounds mit Tanzbarkeit und wird so zum eingängigsten Stück der Platte.
Mit "Rebirth" packen sie noch einen mitreißenden Rock-Track dazu, der über viel Drive und eine dramatische Spannungskurve verfügt, die an die jüngeren Werke von Gary Numan erinnert. Die Musik der Franzosen geht auf diesem Album, das ihre Wurzeln in Post-Punk und Cold-Wave betont, noch mehr in die Breite. Sie klingt wuchtig und ausladend, wirkt dabei aber nie pathetisch oder kitschig. Dementsprechend ist der Plattentitel Programm.
2 Kommentare mit 2 Antworten
Tolles Album. Hatte die gar nicht mehr auf dem Schirm. Schön, dass es heutzutage noch solche Alben gibt.
Das neue Remixalbum "Happy E.N.D." kann ich auch empfehlen. Producerlegende Gareth Jones sowie Stephen Hague und Sean Beavan haben aus "Elegance Never Dies" einen hochwertigen Wave-Electro-Rock-Cocktail gemixt.
Läuft gerade das erste Mal. Kann sich tatsächlich hören lassen. Sehr dynamisch alles. Halte auf jeden Fall Ausschau, falls die Band etwas Neues veröffentlicht.
guter Mann