laut.de-Kritik
Meist stellen die neuen Fassungen die Originale weit in den Schatten.
Review von Joachim GaugerDas Covern hat bei UB 40, der Reggae-Combo aus dem englischen Birmingham, eine lange Tradition. Eines ihrer erfolgreichsten Alben war "Labour Of Love", eine Scheibe, die ausschließlich Cover-Versionen enthielt. Mit der Singleauskopplung "Red Red Wine", ein Cover von Neil Diamond, gelingt der Band ihr größter Wurf und ein Nummer Eins Hit in England.
Seither hatten die Briten mit dem Elvis Presley-Cover "Can't Help Falling In Love" eigentlich nur noch einen richtigen Hit. Knalligen Charts-Stoff sucht man auch auf dem aktuellen Album "The Fathers Of Reggae" vergebens. Denn UB 40 haben sich hier ihrer Wurzeln erinnert und ihre jamaikanischen Vorbilder eingeladen, auf dass diese ihre größten Hits neu interpretieren sollten.
Die Freddy McGregor, Gregory Isaacs, Alton Ellis und Toots Hibbert sind die Helden mehrerer Musikepochen von Ska über Reggae bis Rock Steady. Kein Wunder, dass diese legendäre Schar den an sich eher unspektakulären Liedern ganz neue vor allem emotionale Seiten abgewinnt.
Höhepunkte und Anspieltipps sind Alton Ellis mit "I Love It When You Smile", The Earth Dies Screaming" mit Ken Boothe und "Bring Me Your Cup" mit dem unvergleichlichen Gregory Isaacs, dessen Name über fast zwei Jahrzehnte auf jamaikanischen Sound System Sessions skandiert wurde. Da möchte man gleich mit einstimmen, und nicht nur "More Gregory!" rufen, sondern auch "More UB 40!". Zumal die Stücke in ihren neuen Mix-Gewändern zum Teil rhythmisch deutlich pointierter rüber kommen.
Zwar sind nicht alle Songs zu retten. Honey Boy müht sich vergeblich mit "Always There" ab und Leroy Sibbles kann den "Higher Ground" nicht wirklich auf eine höhere Stufe heben. Meistens aber stellen die neuen Fassungen die Originale weit in den Schatten. Das ist nun mal das Risiko, wenn man sich covern LÄSST.
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