laut.de-Kritik
Ideale Sommerscheibe mit Songs zum Mitsummen.
Review von Karin Stei1980: die Sowjets marschieren in Afghanistan ein, Reinhold Messner bezwingt als erster ohne Sauerstoffmaske den Mount Everest, und die Newcomer Band UB 40 aus Birmingham veröffentlicht ihre erste Single. Seitdem haben die acht Jungs 50 Millionen Alben verkauft und stehen immer noch in Originalbesetzung auf der Bühne. Und wie feiern sie das? Natürlich mit dem Release ihres 23. Albums.
Liebe, Krieg und Religion - UB 40 lassen auf "Who You Fighting For" kein wichtiges Menschheitsthema aus, verpackt in ihren bewährten Old-School Reggae, den sie seit den 80ern nur maßvoll an neue Entwicklungen angepasst haben. Kein Fehler, wie die neue CD beweist.
Denn der typische UB 40 Sound mit seinen harmonischen Melodien und der charakteristischen Stimme von Ali Campbell klingt überraschend frisch. Sozialkritisch angehaucht wie eh und je greifen sie außer im Titelsong, auch in "Plenty More" und "War Poem", den Irakkrieg und seine Folgen für die Soldaten und Zivilbevölkerung auf, ohne den moralischen Zeigefinger zu heben. Das Anliegen von Robin Campbell und den anderen ist es vielmehr, einen Anstoß zum kritischen Denken zu geben: "Den jungen Leuten wird erzählt, dass sie für die Freiheit kämpfen und "Who you fighting for" ist unser kleiner Beitrag, um dieser Propaganda entgegen zu wirken. Alles was wir wollen ist, dass die jungen Leute nachdenken, bevor sie sich einziehen lassen."
Ebenfalls kritisch im Blick: das westliche Konsumverhalten. Ob UB 40 zu viele Rapper mit Goldketten und Diamanten am Finger gesehen haben? Auf jeden Fall verliert das "Bling, Bling" im gleichnamigen Song erheblich an Glanz in ihrer Interpretation. Und schließlich hinterfragen sie im spirituell angehauchten "Sins of the Fathers" (heutiges) christliches Verhalten. Aber UB 40s wahre Leidenschaft gilt nach wie vor den zwischenmenschlichen Gefühlen.
Egal ob nun "One woman man", "Good situation" oder das mit indischen Rhythmen angereicherte "Reasons": die perfekt arrangierten "Ohrwurm"-Melodien kommen ohne großen Bombast daher und erzeugen sofortiges Füßewippen. Und natürlich sind auch wieder Cover von großen Lovesongs auf der Scheibe. Die Birminghamer feierten schließlich mit "Red Red Wine" oder "Can't help falling in love" ihre größten Hits. Diesmal haben sie unter anderem "The things you say you love" von den Jamaicans, den Soul-Klassiker "Kiss and Say Good-bye" von den Manhattans und "After Tonight" ihres großen Reggaevorbilds aus den 70ern - "Matumbi"- im Programm. Während von den dreien jedoch nur "After Tonight" wirklich überzeugt, ist die Adaption des Beatlesstückes "I'll be on my way" zum Schunkelsong missraten. Auch UB 40 covern mal daneben.
Fazit? Nachdem UB 40 in den letzten Jahren mit ihren Alben nicht gerade die deutschen Charts stürmten, sind sie mit "Who you fighting for" wieder zurück zu ihren Wurzeln gekehrt und haben eine ideale Sommerscheibe produziert: einfach glücklich machende Songs zum Mitsummen.
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