laut.de-Kritik
Ich will nicht.
Review von Emil DröllWenn man "Für Immer Wir" hört, wird eines schnell klar: Die Welt kann brennen, die Demokratie wanken oder der Mond vom Himmel fallen – Unantastbar bleiben unerschütterlich. Und das ist leider nicht nur eine Charakterstärke, sondern auch ein kreatives Problem.
Denn was das Südtiroler Deutschrock-Kollektiv hier liefert, klingt wie der Tonspur gewordene Handschlag unter Typen, die sich seit der Lehre duzen. Kameradschaft, Durchhaltewillen, Herzblut – aber keine neuen Gedanken. Unantastbar wissen, was sie tun. Das ist das Beste und zugleich das Schlechteste, was man über "Für Immer Wir" sagen kann.
Die Platte eröffnet mit "Ich Will Nicht". Der Titel? Eine echte Steilvorlage für eine Ein-Stern-Rezension. Der Sound? Paradebeispiel für das, was folgt: dicke Riffs, Reime auf "stark sein" und "Zusammenhalt", Refrains wie aus dem Deutschrock-Baukasten mit der Aufschrift "Keiner Kann Mich Ändern". Wer bei den ersten Takten nicht mitgrölt, ist entweder nicht maßlos betrunken oder hat schon mal mehr als drei Akkorde in Folge gehört.
Die Texte? Eine Mischung aus Wandtattoo und Fanartikel-Beschwörung. "Für immer frei, für immer wir, für immer jung" – das klingt nach Bierzelt-Manifest in Dur. "Alles Wird Gut", "Immer Wenn Ich Geh" und "Beautiful Day"? Titel die auch auf der Rückseite einer Roland Kaiser-CD stehen könnten. Nur dass diese mit Sicherheit die größere Kaufempfehlung wäre.
Die Texte bedienen mal wieder jeden im Publikum. Grauzonen-Texte, die offensichtlich bei niemandem anecken wollen. Haltung zeigen ist auch im Deutschrock nicht verboten. Gerade dann nicht, wenn man sowieso schon mit den Frei.Wild-Kollegen über einen Kamm geschoren wird, man sich aber von seiner Rechtsrock-Vergangenheit distanzieren möchte. Also warum nicht mal ein bisschen Grips in die Texte, wenn er schon beim Musikalischen unbeansprucht bleibt? Oder vielleicht nicht jedes Mal in "Ohh-Ohh"-Gesänge ausarten, wenn einem mal keine Floskel einfällt.
Unantastbar liefern mit "Für Immer Wir" keine Experimente, keine Abgründe, keine Tiefe. Dafür gibt's Ohrwurm-Refrains, die man am nächsten Morgen verkatert im Kopf hat – ob man will oder nicht. Und man will es nicht.
Für immer wir? Vielleicht. Aber vor allem: Für immer oberflächlich.
10 Kommentare mit 30 Antworten
Musik für das ostdeutsche Landvolk, bevor dann doch Landser aufgelegt wird.
Ehh... Konzentrier dich mal ein bisschen beim Schreiben, bitte! Zwei Fehler in einem Satz - ein "ost-" und ein "Land-" zu viel!
Bisschen klischeebeladen deine Einlassung. In Ostdeutschland leben tolle Menschen.
... kann hier den Song "B96" von Silbermond nochmals explizit empfehlen, der die inneren Konflikte, im Osten aufzuwachsen im Spannungsverhältnis zwischen Ablehnung und Verständigung, sehr schön behandelt. Leider behandelt er nur sehr unbeabsichtigt subtil den Aspekt, dass ärmeren Menschen oftmals gar nichts übrig bleibt, sich so dermaßen abzuwenden, um Druck auszuüben. Hier hätte ich gerne mehr Antworten und Alternativen behandelt gewusst. Worum ging's nochmal? Achja, Silbermond...
@ secret_rap_agent
Stimmt, ich zum Beispiel. Leider ist die große Mehrheit der (Land)Bevölkerung hier entweder genau das, was ich beschrieben habe, oder akzeptiert es völlig und ist deshalb auch nicht besser.
das ist in westen auch so bruder alle sagen erst sie sind keine nazi aber wenn du zuhörst genau zu dann merks das viele sind gegen impf plicht und gegen feminine aussen politikz
viele in westen sagen auch sie müssen zu pseudologen
Obwohl es nur schwer vorstellbar ist, gibt es sogar ein Downgrade von Frei.Wild.
Lass sie doch. Sag ich jetzt, ohne dass ich die Band jetzt besonders gut finde oder so. Ich kann an denen und an dem Genre aber nichts Falsches erkennen. Die Rezi ist halt so wie erwartet. Im Grunde könnte Laut einen Standardtext für die Besprechung solcher Bands entwerfen und den dann immer nehmen. Die Reaktionen darauf sind in den Feeds auch meist dieselben...
An diesem "Genre" ist ALLES falsch. Die Bands, die Fans, die Musik, die Texte... alles. Wer einmal auf einer Veranstaltung wie der "G.O.N.D." war, weiss das.
Ich hab keine Ahung, was die GOND ist. Ich hätte eher gesagt: Falsch ist das nicht, nur ziemlich schlecht. Und wenn regelmäßig der selbe Schrott veröffentlicht wird, kann die Rezension da auch nix rausreißen.
"Größte Onkelz-Nacht Deutschlands". Da spielen jedes Jahr drölfzig Onkez-Coverbands und als Headliner die übliche Grauzonen-Kacke wie Frei.Wild, Unantastbar, Kärbholz und wie sie alle heißen. Auf dem Zeltplatz laufen dann auch mal Landser, Sleipnir, KC & Co. aus der Konserve. Aber natürlich alles unpoliddisch.
Schon mal auf ner Gond gewesen? Nein, dann Klappe halten. Nazis laufen da nicht rum!! Alle Bands die du da aufschreibst sind anerkannt und haben mit rechts so viel zu tun wie du mit Ahnung von Deutschrock.
Ja, leider. Ich war jung und verliebt und das damalige Objekt meiner Begierde meinte mich dorthin mitnehmen zu wollen. Ich habe noch nie soviel Gesocks auf einem Haufen gesehen, und auch noch nie soviele Tattoos, die entweder abgeklebt waren, oder nach dem dritten Seidla ganz offen präsentiert wurden. Das Wochenende endete mit zwei Erkenntnissen: Diese offenbar unheilige Beziehung so schnell wie möglich zu beenden und dass diese vielgerühmte "Deutschrock-Familie" ist ein inzestuöser, rechtsoffener Scheißhaufen.
"Größte Onkelz-Nacht Deutschlands" Hahahaha. Danke, keine weiteren Fragen.
"Alle Bands die du da aufschreibst sind anerkannt und haben mit rechts so viel zu tun wie du mit Ahnung von Deutschrock." - "Landser, Sleipnir, KC & Co" ...aha?
Abgekürzt "G.O.N.D.", zu gut. Als wäre das eine initiale Verlängerung des Gitarristen-Spitznamens und als bestünde hier eine künstlerische Assoziation, die sich selbst gar nicht mal rechtfertigen müsste.
Wirklich megamäßig lustig, dass die Veranstaltung "GOND" heißt und der Gitarrist der Onkelz mit Spitznamen "Gonzo" xDDDD Zufälle gibts, was XD
Mucke für Sodhahn
Gerade in die Musik reingehört. Die Würde des Menschen ist anscheinend doch antastbar. Wer sich für solche Texte nicht schämt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren.
ich habe mir jetzt für immer jung gegeben. das ist 1:1 ein roland kaiser song, nur dass da halt 1 ganzkörpertattowierter busbauer roland kaiser lyrics dropt