laut.de-Kritik

Ich will nicht.

Review von

Wenn man "Für Immer Wir" hört, wird eines schnell klar: Die Welt kann brennen, die Demokratie wanken oder der Mond vom Himmel fallen – Unantastbar bleiben unerschütterlich. Und das ist leider nicht nur eine Charakterstärke, sondern auch ein kreatives Problem.

Denn was das Südtiroler Deutschrock-Kollektiv hier liefert, klingt wie der Tonspur gewordene Handschlag unter Typen, die sich seit der Lehre duzen. Kameradschaft, Durchhaltewillen, Herzblut – aber keine neuen Gedanken. Unantastbar wissen, was sie tun. Das ist das Beste und zugleich das Schlechteste, was man über "Für Immer Wir" sagen kann.

Die Platte eröffnet mit "Ich Will Nicht". Der Titel? Eine echte Steilvorlage für eine Ein-Stern-Rezension. Der Sound? Paradebeispiel für das, was folgt: dicke Riffs, Reime auf "stark sein" und "Zusammenhalt", Refrains wie aus dem Deutschrock-Baukasten mit der Aufschrift "Keiner Kann Mich Ändern". Wer bei den ersten Takten nicht mitgrölt, ist entweder nicht maßlos betrunken oder hat schon mal mehr als drei Akkorde in Folge gehört.

Die Texte? Eine Mischung aus Wandtattoo und Fanartikel-Beschwörung. "Für immer frei, für immer wir, für immer jung" – das klingt nach Bierzelt-Manifest in Dur. "Alles Wird Gut", "Immer Wenn Ich Geh" und "Beautiful Day"? Titel die auch auf der Rückseite einer Roland Kaiser-CD stehen könnten. Nur dass diese mit Sicherheit die größere Kaufempfehlung wäre.

Die Texte bedienen mal wieder jeden im Publikum. Grauzonen-Texte, die offensichtlich bei niemandem anecken wollen. Haltung zeigen ist auch im Deutschrock nicht verboten. Gerade dann nicht, wenn man sowieso schon mit den Frei.Wild-Kollegen über einen Kamm geschoren wird, man sich aber von seiner Rechtsrock-Vergangenheit distanzieren möchte. Also warum nicht mal ein bisschen Grips in die Texte, wenn er schon beim Musikalischen unbeansprucht bleibt? Oder vielleicht nicht jedes Mal in "Ohh-Ohh"-Gesänge ausarten, wenn einem mal keine Floskel einfällt.

Unantastbar liefern mit "Für Immer Wir" keine Experimente, keine Abgründe, keine Tiefe. Dafür gibt's Ohrwurm-Refrains, die man am nächsten Morgen verkatert im Kopf hat – ob man will oder nicht. Und man will es nicht.

Für immer wir? Vielleicht. Aber vor allem: Für immer oberflächlich.

Trackliste

  1. 1. Ich Will Nicht
  2. 2. Der Letzte Mach Das Licht Aus
  3. 3. Für Immer Jung
  4. 4. Ich Warte Auf Dich
  5. 5. Beautiful Day
  6. 6. Dein Leben, Deine Wahl
  7. 7. Keiner Kann Mich Ändern
  8. 8. Zuhause
  9. 9. Ich Nehm Dich Mit
  10. 10. Alles Wird Gut
  11. 11. Dieser Eine Moment
  12. 12. Neben Mir
  13. 13. Immer Wenn Ich Geh

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10 Kommentare mit 30 Antworten

  • Vor einem Tag

    Musik für das ostdeutsche Landvolk, bevor dann doch Landser aufgelegt wird.

    • Vor einem Tag

      Ehh... Konzentrier dich mal ein bisschen beim Schreiben, bitte! Zwei Fehler in einem Satz - ein "ost-" und ein "Land-" zu viel!

    • Vor einem Tag

      Bisschen klischeebeladen deine Einlassung. In Ostdeutschland leben tolle Menschen.

    • Vor einem Tag

      ... kann hier den Song "B96" von Silbermond nochmals explizit empfehlen, der die inneren Konflikte, im Osten aufzuwachsen im Spannungsverhältnis zwischen Ablehnung und Verständigung, sehr schön behandelt. Leider behandelt er nur sehr unbeabsichtigt subtil den Aspekt, dass ärmeren Menschen oftmals gar nichts übrig bleibt, sich so dermaßen abzuwenden, um Druck auszuüben. Hier hätte ich gerne mehr Antworten und Alternativen behandelt gewusst. Worum ging's nochmal? Achja, Silbermond...

    • Vor einem Tag

      @ secret_rap_agent
      Stimmt, ich zum Beispiel. Leider ist die große Mehrheit der (Land)Bevölkerung hier entweder genau das, was ich beschrieben habe, oder akzeptiert es völlig und ist deshalb auch nicht besser.

    • Vor einem Tag

      das ist in westen auch so bruder alle sagen erst sie sind keine nazi aber wenn du zuhörst genau zu dann merks das viele sind gegen impf plicht und gegen feminine aussen politikz

    • Vor einem Tag

      viele in westen sagen auch sie müssen zu pseudologen

  • Vor einem Tag

    Obwohl es nur schwer vorstellbar ist, gibt es sogar ein Downgrade von Frei.Wild.

  • Vor einem Tag

    Lass sie doch. Sag ich jetzt, ohne dass ich die Band jetzt besonders gut finde oder so. Ich kann an denen und an dem Genre aber nichts Falsches erkennen. Die Rezi ist halt so wie erwartet. Im Grunde könnte Laut einen Standardtext für die Besprechung solcher Bands entwerfen und den dann immer nehmen. Die Reaktionen darauf sind in den Feeds auch meist dieselben...

    • Vor einem Tag

      An diesem "Genre" ist ALLES falsch. Die Bands, die Fans, die Musik, die Texte... alles. Wer einmal auf einer Veranstaltung wie der "G.O.N.D." war, weiss das.

    • Vor einem Tag

      Ich hab keine Ahung, was die GOND ist. Ich hätte eher gesagt: Falsch ist das nicht, nur ziemlich schlecht. Und wenn regelmäßig der selbe Schrott veröffentlicht wird, kann die Rezension da auch nix rausreißen.

    • Vor einem Tag

      "Größte Onkelz-Nacht Deutschlands". Da spielen jedes Jahr drölfzig Onkez-Coverbands und als Headliner die übliche Grauzonen-Kacke wie Frei.Wild, Unantastbar, Kärbholz und wie sie alle heißen. Auf dem Zeltplatz laufen dann auch mal Landser, Sleipnir, KC & Co. aus der Konserve. Aber natürlich alles unpoliddisch.

    • Vor 23 Stunden

      Schon mal auf ner Gond gewesen? Nein, dann Klappe halten. Nazis laufen da nicht rum!! Alle Bands die du da aufschreibst sind anerkannt und haben mit rechts so viel zu tun wie du mit Ahnung von Deutschrock.

    • Vor 13 Stunden

      Ja, leider. Ich war jung und verliebt und das damalige Objekt meiner Begierde meinte mich dorthin mitnehmen zu wollen. Ich habe noch nie soviel Gesocks auf einem Haufen gesehen, und auch noch nie soviele Tattoos, die entweder abgeklebt waren, oder nach dem dritten Seidla ganz offen präsentiert wurden. Das Wochenende endete mit zwei Erkenntnissen: Diese offenbar unheilige Beziehung so schnell wie möglich zu beenden und dass diese vielgerühmte "Deutschrock-Familie" ist ein inzestuöser, rechtsoffener Scheißhaufen.

    • Vor 11 Stunden

      "Größte Onkelz-Nacht Deutschlands" Hahahaha. Danke, keine weiteren Fragen.

      "Alle Bands die du da aufschreibst sind anerkannt und haben mit rechts so viel zu tun wie du mit Ahnung von Deutschrock." - "Landser, Sleipnir, KC & Co" ...aha?

    • Vor 11 Stunden

      Abgekürzt "G.O.N.D.", zu gut. Als wäre das eine initiale Verlängerung des Gitarristen-Spitznamens und als bestünde hier eine künstlerische Assoziation, die sich selbst gar nicht mal rechtfertigen müsste. :lol:

    • Vor 10 Stunden

      Wirklich megamäßig lustig, dass die Veranstaltung "GOND" heißt und der Gitarrist der Onkelz mit Spitznamen "Gonzo" xDDDD Zufälle gibts, was XD