laut.de-Kritik
Daheim hören die Rave-Altstars lieber Jazz.
Review von Daniel StraubDas Berliner Label !K7 versteht was vom Compilation-Geschäft und zaubert seit Mitte der 90er Jahre immer wieder innovative und erfolgreiche Formate aus dem Hut. Man denke nur die beiden legendären Reihen X-Mix und DJ-Kicks. Diese genießen heute aber nicht nur aufgrund ihres gelungenen Formats Kultstatus, auch bei der Auswahl der Künstler zeigte man sich bei !K7 stets extrem geschmackssicher. Das beweist erneut die vom Techno-Act Underworld zusammengestellte Compilation "Athens", mit der die Briten ihre Wurzeln offenlegen.
"Wir werden oft als Techno-Act abgestempelt. Aber wir denken musikalisch viel breiter. Daher ist es für uns gut, ein solches Album herauszubringen, um damit unseren Sound in einen neuen Zusammenhang zu bringen", begründen die beiden Underworld-Köpfe Karl Hyde und Rick Smith ihre Motivation für das Projekt.
Gemeinsam mit ihrem langjährigen Live- und Studiopartner Darren Price sowie dem stets im Hintergrund als kreativer Mastermind agierenden Steven Hall haben die beiden ihre Platttensammlungen nach Hörenswertem durchsucht und schließlich eine Auswahl von zwölf Stücken getroffen, die manch einem Fan der Band einiges abverlangen dürfte.
Was auf "Athens" zu hören ist, entspricht kaum der elektronischen Tanzflächen-Kost, die man von Underworld kennt. Die einzigen Ausnahmen bilden "Gnaumankoudji", ein Track vom letzten Laurent Garnier-Album "Tales Of A Kleptomaniac", sowie der Underworld-Track "Oh" vom Soundtrack zu Danny Boyles Film "A Life Less Ordinary".
Alle übrigen Tracks haben mit elektronischer Musik wenig zu tun. Die Genres, denen sie zuzuordnen sind, heißen Jazz, Ambient, Breakbeat und Glamrock. Alice Coltrane, die auch auch für Laurent Garnier eine wesentliche Inspirationsquelle darstellt, eröffnet "Athens" mit "Journey In Satchidananda". Jazzig geht es auch in der Folge mit Mahavishnu Orchestra und Squarepusher weiter, bevor mit Soft Machine und Roxy Music erstmals zwei Bands vorgestellt werden, deren Einfluss auf das Schaffen von Underworld deutlich herauszuhören ist.
Für Fans, die ihrer Band nicht nur auf dem Dancefloor zujubeln wollen, bietet "Athens" eine Vielzahl von unerwarteten Einblicken und Hörempfehlungen. Gleichzeitig dürften Underworld mit dieser Compilation neue Freunde finden, die mit dem elektronischen Output der Briten bislang wenig anfangen konnten.
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