laut.de-Kritik
Was er macht, macht er gut!
Review von Joachim GaugerMit Bläsersolo und perlendem Klavier steigt Van Morrison in "Stranded" ein, den Opener seines neuen Albums "Magic Time". Aus dem Song entwickelt sich eine ruhige Blues-Ballade mit wiederum jazzigem Ausklang - dass Morrison keine musikalische Revolution mehr anstrebt, hatte er ja bereits mit seinen letzten Alben mehr als deutlich gemacht.
Über Irish Soul ("Celtic New Year") und zwei Skiffle-Tracks ("Keep Mediocrity At Bay", "Evening Train") nähert der Altstar sich erstmals einem selbst ihm eher ungewohnten Genre, wenn Sonny James "This Love Of Mine" als Swing in Bigband-Besetzung darbietet. Hier genießen die Solisten noch größere Freiheiten als in den anderen Titeln, ständig scheint zumindest eine Hintergrund-Stimme sich dem Free Jazz verpflichtet zu fühlen.
Das harmonische Chaos aus Kinderorgel-Klängen pflanzt sich noch über zwei Titel fort, bevor "Just Like Greta" sich zur ernst zu nehmenden Ballade auswächst. Etwas irritierend wirkt dieser Mittelteil, der drei Songs ohne innere Notwendigkeit miteinander verknüpft, fast so, als habe der große Van Morrison, mit dem fertigen Album nicht zufrieden, noch ein risikofreudiges Element einfügen wollen.
In der Folge gibt der Ire sich aber wieder gediegen und schwelgt im Rhythm & Blues oder im Soul. Doch wenn man schon meint, das Album laufe nun eher unspektakulär aus, hat Morrison doch noch ein Ass auf der Hinterhand. "The Lion This Time" ist eine überaus melancholische Folk-Ballade mit reichlich weinenden Streichern, deren gespiegelte Melodieverläufe wahrlich Steine erweichen müssten. Mag sein, dass Morrison seit Jahren nichts Neues mehr einfällt. So lange er aber das Alte so hinreißend interpretiert, gibts daran eigentlich nicht viel auszusetzen.
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