laut.de-Kritik
Neue Ambient-Compilation aus dem Kompakt-Umfeld.
Review von Daniel StraubLuftig geht es zu auf "Air Texture Vol. 1". Mit dieser neuen Compilation-Reihe stärkt das Kölner Label Kompakt seine etwas im Verborgenen gepflegte Kompetenz in Sachen Ambient. Schuld am stiefmütterlichen Dasein der beatlosen Kompositionen dürften vorrangig die Verkaufszahlen sein. Tanzbarer Minimal entwickelte sich eben zum populärsten Sound von Kompakt und stand bald synonym für das Label. Dabei pflegt Kompakt-Gründer Wolfgang Voigt eine intensive Leidenschaft für Ambient-Musik. Das mag mit ein Grund gewesen sein, der dazu beigetragen hat, jetzt "Air Texture Vol. 1" in sein Vertriebsprogramm mit aufzunehmen.
Den Rahmen für das neue Release bilden das in New Yorker Stadtteil Brooklyn gegründete Label Air Texture sowie ein Konzept, das zwei bekannten Produzenten die Möglichkeit bietet, die Hörer jeweils eine CD lang mit in ihre Ambient-Welt zu nehmen. Für "Air Texture Vol. 1" fiel die Wahl von Label-Chef James Healy auf seinen amerikanischen Landsmann Brock Van Wey, der unter dem Pseudonym Bvdub extrem fleißig releast, und den neuseeländischen Produzenten Andrew Thomas, ein Act mit einer langjährigen Beziehung zu Kompakt übrigens.
Die beiden Produzenten stehen auf "Air Texture Vol. 1" auch für zwei unterschiedliche Philosophien von Ambient. Brock Van Wey, der die Compilation eröffnet, legt bei seiner Auswahl sehr viel Wert auf Tracks, die sich in erster Linie durch ihre fülligen Sounds auszeichnen. In mehreren Schichten überlagern sich die Klänge und verstärken sich zu einem dunklen Dröhnen. Es ist dies genau die gleiche Ästhetik, die auch Bvdub in den allermeisten seiner Releases pflegt. An Ambient interessiert ihn das Spiel mit Klängen und Effekten, die sich dann zu einem fließenden Sound verbinden.
Ganz anders dagegen ist die Herangehensweise von Andrew Thomas. Bei seiner Auswahl hört man sofort die Nähe zu Kompakt heraus. Die Tracks brauchen ganz wenig, um zu wirken. Meist ist es nur ein Loop aus wenigen Spuren, aus dem die Tracks bestehen. Repetition mit ganz reduzierten Varianten im Klangdesign, das ist die Leidenschaft des Neuseeländers. Mit der Wahl seiner Tracks gibt Thomas dem zweiten Part von "Air Texture Vol. 1" eine minimalistische und in weiten Teilen sogar meditative Atmosphäre.
Beide Blickweisen auf Ambient haben ihre Reize. In der Gegenüberstellung entfalten sie ihren speziellen Charme. Ein guter Auftakt für die neue Compilation-Reihe, der jetzt schon Lust auf die kommenden Veröffentlichungen macht. Auch die Namen der Produzenten, die dann für die Auswahl der Tracks verantwortlich zeichnen werden, gibt es bereits. "Air Texture Vol. 2" kommt vom Kanadier Loscil alias Scott Morgan und dem amerikanischen Ghostly-Act Rafael Anton Irisarri alias The Sight Below. Für den dritten Teil dürfen sich jetzt schon mal Kanadas Deadbeat alias Scott Monteith und der Brooklyner DJ Olive alias Gregor Asch Gedanken machen.
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