laut.de-Kritik
Ja, es gibt auch schwarze Cowboys mit Gitarre.
Review von Daniel StraubAllein der Titel ist für viele eine Provokation. Schwarz und Country, so hat man es uns jahrelang eingeredet, sind zwei verschiedene Welten, die nicht viel miteinander zu tun haben. Da haben die Bosse der Nashville-Country-Posse in den vergangenen Jahrzehnten ganze Arbeit geleistet.
Für sie war Country immer die Musik der weißen Landbevölkerung, gerne auch mit einem reaktionären Redneck-Beigeschmäckle, wie man bei uns daheim sagen würde.
Höchste Zeit also für "Dirty Laundry - The Soul Of Black Country", derlei überkommenes Schablonendenken mit viel Groove an die Wand zu spielen. Dirty Laundry" versteht Country in erster Linie als die Musik der arbeitenden Landbevölkerung in den Südstaaten.
Ob schwarz oder weiß spielt dabei allenfalls eine untergeordnete Rolle. Was die Menschen südlich der Mason-Dixon-Line verbindet, ist das schwüle Klima, die harte Arbeit auf den Baumwollfeldern und die tiefe Spiritualität.
So zumindest war es vor mehr als einem halben Jahrhundert, als Hank Williams zum ersten Star des Country aufstieg.Er brachte in den 30er Jahren die Musik der weißen Einwanderer mit den Songs der ehemaligen schwarzen Sklaven zusammen.
Doch während Williams mit seinen Songs ganz nach oben in den Hitparaden durchstieß, blieb der schwarze Country eine Sache jenseits des Mainstreams. Daran konnte Soul-Legende James Brown mit seinem Hank Williams-Cover "Your Cheatin Heart" genauso wenig ändern wie Curtis Mayfield oder Andre Williams.
Letztgenannter, eine der großen lebenden Legenden schwarzer Musik, ist für eines der ganz besonderen Highlights auf "Dirty Laundry - The Soul Of Black Country" verantwortlich. Mit Unterstützung von Jack White an der Gitarre zeigt Williams, dass er als kleiner Hosenscheißer jede Menge Groove in die Wiege gelegt bekommen hat.
Spätestens hier sollte jedem klar werden, dass schwarz und Country zwei Seiten einer Medaille sind. Man muss nur einmal auf die andere Seite schauen.
1 Kommentar
Hee-haw Brothers & Sisters!
Jawohl! Endlich Schluss mit den Schubladendenken!
Wem diese Compilation noch nicht reicht, hier noch ein paar Tipps:
Compilations "Country Got Soul Vol.1+2"
Hier wird der Spiess umgedreht= Countryartists singen Soul!
Darüber hinaus haben folgende Soulinterpreten ganze Countryalben veröffentlicht:
Solomon Burke - "Nashville" 2006
Joe Simon - "Simon Country" 1971
Bobby Womack - "BW goes C&W" 1976
Ray Charles - "Modern Sound of Country & Western Music" 1963
The Supremes - "Supremes Sings Country, Western & Pop" 1965
etc. pp
Best regards, Mr.Folks from [b:d6674014af][size=24:d6674014af]Mr.Folks Records[/size:d6674014af][/b:d6674014af]