laut.de-Kritik

Starke Beats, fragwürdige Features.

Review von

"Bringt euch in Sicherheit und verriegelt die Türen | Ihr könnt sicher sein, Eko rappt jetzt wieder wie früher." An dieser Zeile aus der "Abrechnung" darf und muss Eko sich nun messen lassen, löste der Track doch Weihnachten letzten Jahres eine wahre Flutwelle von Disstracks aus, die der heimischen Hip Hop-Szene ein interessantes bis amüsantes Überwintern bescherte.

Wenn auch Azad im Interview mit laut.de noch indirekt einen Fler-Diss ankündigte, so ist der Beef doch mittlerweile beigelegt. Eko ist reicher an Credibilität und vor allem Promo, Illmatic und Bushido untermauern ihre Stellung, Savas burnt noch immer, Fler wurde vergewaltigt, und Cappuchino würde prima in die Rolle des "Ich bin noch gar nicht tot"-Statisten der "Ritter Der Kokosnuss" passen. Wozu also den Disstrack Monate später sisyphusgleich erneut herausbringen, dieses Mal auf Platte?

Wir wollen mal nicht so sein, denn das Album hat definitiv noch mehr zu bieten. Um den Missstand zu beheben, dass (außer Eko) kein wirklich bekanntes Gesicht bei German Dream Records gesignt ist, legen sich die Jungstars heftig ins Zeug. Der begnadete R'n'B-Sänger Ramsi Alliani könnte manchen Fans ebenso wie Manuell von Jack Orsens Solodebüt ein Begriff sein, Summer Cem wurde letztes Jahr von der Juice als Newcomer des Jahres geadelt. Dazu gesellt sich noch der Kölner Cepkekz. Wo Ex-Optik-Soldier SD, der scheinbar während des Beefs die Seiten wechselte, geblieben ist, weiß keiner - auf der 13 Track starken Promo, die der Redaktion vorliegt, kommt er jedenfalls nicht zu Wort.

Dafür der wohl streitbarste Berliner, Ex-Eimsbushler Charnell. Sein Part auf "Messerstich" wäre hingegen besser unter den Tisch gefallen, ebenso wie der Refrain von "Ganxtaville"-G-Style. Auch die anderen Features sind mehr als fragwürdig. Mit Emily stellt Eko eine Frau ans Mic, die in ihrer gnadenlosen Talentlosigkeit sogar Nina MC in den Schatten stellt. "E-m-e-l-ypsilon | gib mir deinen Schmuck, sag, was hältst du Bitch davon? | Ich lache wenn du gerade schreist | oder weißt du, wie es ist, wenn du von einer Frau geschlagen wirst?" Au weia.

Besser präsentiert sich da schon "Leben Eines Gangsters" mit dem inhaftierten Kalusha, wenn auch mal an "Fenster" ein s angehängt wird, um den Reim zu halten. So was nennt sich wohl künstlerische Freiheit, immerhin mit Genitiv.

Bei den meisten Tracks kaschieren sowieso herausragende Beats grammatikalische Unfeinheiten und holprige Flows. Dafür wird auch mal ganz tief in der Klassiker-Kiste gekramt und Luniz' "I Got 5 On It" zu "Ich Bin High, Homie" gemacht. Nach anfänglicher Skepsis erweist sich der Track von Summer Cem als gar nicht mal so übel. "Press Play" soll mit Features von Proof und Bizarre von Eminems D-12 Crew wohl zweifelsohne den Höhepunkt der Platte darstellen. Naja, der Beat zumindest ist fett.

Insgesamt präsentieren sich die German Dream Rapper besser als erwartet. Besonders Ramsi Alliani und Summer Cem punkten immer wieder, und auch die Beatbastler haben sich das Prädikat "Könner" verdient. Eko hat sein Versprechen wahr gemacht und zumindest den Weg in Richtung "Realness" wieder eingeschlagen. Die Vorstellung von den elterlichen Gesichtern, die entsetzt den Gangsterlyrics ausgerechnet jenes Rappers lauschen, der von der Bravo als "unbedenklich" eingestuft wurde, ist auf jeden Fall sehr amüsant.

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Nicht Mehr Normal
  3. 3. Die Abrechnung
  4. 4. Messerstich
  5. 5. Ich Bin High, Homie
  6. 6. Cologne City
  7. 7. Komm Her 2
  8. 8. Was Es Ist
  9. 9. Asphalt 2
  10. 10. Augen Zu Und Durch
  11. 11. Skit
  12. 12. Press Play
  13. 13. Leben Eines G's
  14. 14. Who?!
  15. 15. Hood
  16. 16. Nah Und Doch Fern
  17. 17. Wir Haben's Geschafft
  18. 18. Outro

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