laut.de-Kritik
"Deutschtümelei" und die kölscheste aller Kylies.
Review von Jasmin LützZur Abwechslung mal wieder eine bunte Zusammenstellung aller bösen deutschen Bands quer durch die Rock-, Pop- und Elektrodisko. Immer mehr deutschsprachige Musikgruppen kriechen aus ihren Proberäumen, und immer schwieriger wird es, sie richtig zu beschreiben. Da wird man schon mal schnell in die braune Schublade gesteckt.
"Deutschtümelei" nennt die nationale Musikbranche das, und Virginia Jetzt! gehören zu den jüngsten Opfern. Die lassen sich allerdings nicht so schnell aus der Gemeinde werfen. Neben 20 weiteren Interpreten ist auch diese manchmal Christenpop-verdächtige Boygroup auf dem Sampler "Irgendwo in Deutschland" zu hören. Wenn man mich fragt, gibt es da mit Sicherheit sehr viel schlimmere Künstler, deren Musik und Texte tatsächlich verboten werden sollten. Zum Beispiel das arrogante Schwarz-Rot-Gold-verkleidete Katzengejammer von Mia. Aber mich fragt ja keiner.
Bei Silbermond verschwendet man übrigens auch nur seine Zeit. Da sage ich lieber "Fuck You Selber!". Timo Langner und seine "Jenny" gehen mir genauso am Arsch vorbei. Zum Glück muss ich auf diesem Sampler nicht auf alle Texte scheißen. Die elektronische Tanzsohle jubelt bei Klee. "Nicht immer aber jetzt" haucht uns die kölscheste aller Kylies ins Mikrophon. Die Schuhe glühen weiter bei "Ich und Elaine" und der 2Raumwohnung, während Paula entzückt durch "Die Stadt" wirbelt. Welche da wohl gemeint ist?
Die S-Klassiker der deutschen Unterhaltungsmusik dürfen auch irgendwo in Deutschland nicht fehlen. Die Sterne hauen mal so richtig drauf, und Sportfreunde Stiller schlagen sich diesmal als Softies durch die Welt. "Siehst du das genauso"?
Für den Schweiß unter den Achseln sorgen natürlich meine lokalen Lieblinge Angelika Express (das könnte im Übrigen auch mal gegen mich verwendet werden), die mit "Rock Fucker Rock" alles Wissenswerte kurz und laut durch die Anlage grölen. Eine weitere wohltuende Rockbrause kommt ebenfalls aus NRW. Ischt klar. The Wohlstandskinder verkünden mit "Kein Radiosong" den Beginn des Sommers, der ja kurzeitig noch mal vorbei schaut. So, genug Namedropping. Den Rest hört euch mal lieber selbst an, und "Irgendwo in Deutschland" gibt es übrigens auch als Heft zum Lesen (s. Webpage). Nur mal so nebenbei.
Allerdings vermisse ich den Megahit "Wir sind die neue deutsche Welle" der Gruppe T.Ü.V. (Terrorisieren über vierzig). Wie, die sind euch nicht bekannt? Tja, da wusstet ihr wohl auch noch nicht, dass leichtgläubig aus dem Duden gestrichen wurde?! Aber das ist eine andere Geschichte, und die soll das nächste Mal, vielleicht irgendwo in Deutschland, erzählt werden.
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