laut.de-Kritik

New Rave-Jubiläumsscheibe mit neuen Bands.

Review von

Jeden Tag wird eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Überall wo es um Aufmerksamkeit geht, bleibt das ein bewährtes Rezept. Die Musikbranche macht da keine Ausnahme. Unter akutem Aufmerksamkeitsentzug leidet etwa elektronische Musik seit Jahren.

Die Weiterentwicklungen vollziehen sich in Spezialistenkreisen. Mainstreamtaugliches setzt eine solche Sektiererei kaum frei. Dann kam New Rave, eine der Säue des vergangenen Jahres. Rock trifft Electro lautet verkürzt das Rezept. Hauptsache die Mixtur ist partytauglich. Einige der Pioniere von New Rave sitzen in Frankreich beim Label Kitsuné.

Dort macht man sich bereits seit 2002 um die Verbindung unterschiedlicher Stile wie Punk, House, Funk, New Wave und Electro verdient. Mit zwanghafter Party hat das allerdings nur bedingt zu tun, viel mehr jedoch mit einer ziemlich weitreichenden künstlerischen Freiheit. Acts wie Playgroup, Black Strobe, Captain Comatose, The Whitest Boy Alive, Simian Mobile Disco, Hot Chip, Rex The Dog, Digitalism, Bloc Party, Klaxons und Alex Gopher haben hier schon veröffentlicht. Viele davon in der Frühphase ihrer Karriere, als andernorts noch kein Hahn nach ihnen gekrähte.

Einen guten Einblick in das Schaffen der umtriebigen Franzosen bieten seit jeher die Label-Compilations. Die ersten beiden waren noch "Kitsuné Midnight" und "Kitsuné X" benannt. Danach hat man sichs im Kitsuné Maison bequem gemacht. Zur nunmehr fünften Auflage von Kitsuné Maison wurde festliches Gold bei der Covergestaltung aufgetragen. Und auch was den Inhalt angeht, zeigt man sich von der besten Seite.

Den Auftakt machen New Yorks Electro-Glam-Superstars Fischerspooner mit einer neuen Nummer: "The Best Revenge". Die hohe Messlatte für ein Fischerspooner-Release überspringt der Track jedoch nur mit Mühe. Nicht überragend, aber ganz okay. Beim nächsten Fischerspooner-Album bekommt man hoffentlich etwas mehr geboten.

Ein weiterer Big-Name, der auf Kitsuné Maison 5 neues Material vorlegt, ist Rex The Dog. Sein Stück "Circulate" war bereits im vergangenen Herbst erschienen, konnte jedoch nicht ganz an die analoge Wucht seiner 2004er-Veröffentlichungen auf Kompakt anknüpfen.

Überzeugen können dagegen Autokratz mit "Pardon Garcon" ab. Eine funkige Nummer mit New-Wave-Charme und Originalitätsfaktor, die sofort in die Beine fährt. Futter für die Electro-Disco. Ob noch mehr dahinter steckt, muss die Zeit zeigen. Vorerst haben sich die Jungs als Remixer des neuen Fischerspooner-Tracks die Aufmerksamkeit auf ihrer Seite.

Geklont kommen dagegen Pin Me Down daher. Bei "Cryptic" hat Kim Wilde doch ein bisschen zu offensichtlich Pate gestanden. Es ist eben auch bei Kitsuné nicht alles Gold, was glänzt.

Dennoch verdient es Respekt, dass man sich beim französischen Label selbst bei einer Jubiläumscompilation nicht auf den Lorbeeren vergangener Tage ausruht, sondern das Konzept, neue Bands zu promoten, konsequent durchzieht. Und wer genau hinhört, kann hier vielleicht schon den Hype der nächsten Electro-Saison vernehmen.

Trackliste

  1. 1. Fischerspooner - The Best Revenge
  2. 2. Late Of The Pier - Broken (Fairy Lights Mix)
  3. 3. Alan Braxe - Addicted
  4. 4. David E. Sugar - To Yourself
  5. 5. Cryptic - Pin Me Down
  6. 6. M.I.A. - XR2 (Silverlink V Kicks Like A Mule Aka 92juk)
  7. 7. The Teenagers - Homecoming (Gentelmen Drivers Rave Mix)
  8. 8. AutoKratz - Pardon Garçon
  9. 9. Digitalism - Pogo (Digitalism’s Robotic Remix)
  10. 10. DatA - Aerius Light (Kitsune DJ Friendly Edit)
  11. 11. Does It Offend You, Yeah? - Let’s Make Out (Extended Mix)
  12. 12. Rex The Dog - Circulate
  13. 13. Bitchee Bitchee Ya Ya Ya - Fuck Friend (CSS RMX)
  14. 14. Friendly Fires - On Board
  15. 15. Big Face - I Wanna Be A Style Crusader (DatA Remix)
  16. 16. KID - I’ll Never Know
  17. 17. Cazals - To Cut A Long Story Short (Vicarious Bliss Mellotron Mix)

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