laut.de-Kritik

Das Label feiert zehn Jahre "Cologne Techno".

Review von

Das Kölner Technolabel Kompakt wird 10. Dem festlichen Anlass entsprechend glänzt das gepunktete Cover der "Kompakt Total 10"-Compilation in diesem Jahr in Gold. Mit breiter Brust treten auch die Kompakt-Künstler auf. DJ Koze, Michael Mayer, Gui Boratto, Ada, Justus Köhncke, Reinhard Voigt sowie das Oldie-Duo Burger/Voigt trugen mit ihren Releases wesentlich zu der Erfolgsgeschichte von Kompakt bei.

Zusammen firmieren sie heute unter dem gleichermaßen einprägsamen, aber in musikalischer Hinsicht wenig aussagekräftigen Schlagwort "Cologne Techno". Wie sich dieser abstrakte Marketing-Begriff dennoch konkretisieren lässt, zeigt sich auf der ersten CD von "Kompakt Total 10". Schließlich eint die Künstler bei Kompakt weit mehr als die bloße geographische Verbundenheit zu Köln. Diese war gerade zu Beginn des Labels sicherlich ein nicht zu unterschätzender Identifikationsfaktor.

Mit den Releases des Brasilianers Gui Boratto oder den Veröffentlichungen des Franzosen Jonas Bering wurde allerdings schnell klar, dass sich der Kompakt-Sound nicht ausschließlich über die Zugehörigkeit zur Kölner Szene definieren lässt.

Vielen Releases auf Kompakt gemeinsam ist die Liebe zu fülligen Sounds und melodischen Kompositionen. Ein Track von Michael Mayer kickt mit seinem druckvollen Bass munter nach vorne, ist gleichzeitig aber verspielt genug, um nicht nur in den Beinen, sondern auch im Kopf wahrgenommen zu werden.

Labelchef Wolfgang Voigt würde das vielleicht Pop nennen. Wobei hier immer Vorsicht geboten ist. Nicht alles, was bei Kompakt unter Pop läuft, ordnen normale Musikkonsumenten dieser Sparte zu. Es ist vielleicht eher ein trancig-träumerisches Feeling, das den Popappeal im Kompakt-Sound ausmacht.

Ein Paradebeispiel hierfür ist der Brasilianer Gui Boratto. Sein Track "No Turning Back", im Remix aufgefrischt von den Wighnomy Brothers, schaffte mühelos den Sprung in den Charts zahlreicher DJs und wurde konsequenterweise gerade als Maxi-Vinyl ausgekoppelt.

Das heimliche Highlight der ersten CD stammt allerdings aus dem Studio von Ada. Die Kölnerin hat mit "Adaptions Mixtape #1" gerade ihre erste Mix-CD veröffentlicht, auf der auch einige neue Kompositionen vertreten sind, wie beispielsweise "Lovestoned" mit Raz Ohara am Mikrofon, der melancholische Überflieger zum Zehnjährigen.

Auf der zweiten CD ergibt sich ein weniger homogenes Bild des Kompakt-Sounds. Oder anders ausgedrückt: das Label beweist Vielseitigkeit. Den besten Eindruck hinterlassen dabei The Field alias Axel Willner, der vor kurzem erst mit "Yesterday And Today" sein zweites Album auf Kompakt veröffentlicht hat und mit den sechs Tracks weiter an seiner Fusion aus Krautrock und Electronica bastelt.

Zwar halten auch die Kölner seit Jahren die Minimal-Fahne hoch. Sie tun dies jedoch weitaus undogmatischer als manch anderes Label. Deshalb können Künstler wie The Field hier immer auf ein offenes Ohr hoffen.

Um die Zukunft von Kompakt muss einem deshalb auch nicht Bange sein. Die drei Labelgründer Voigt, Mayer und Paape konnten während der vergangenen Dekade eindrücklich beweisen, wie man ein einheitliches und erfolgreiches Marketing mit interessanter und abwechslungsreicher elektronischer Musik verbindet.

Trackliste

CD 1

  1. 1. DJ Koze – 40 Love
  2. 2. Thomas/Mayer – Total 9
  3. 3. Justus Köhncke – (It's Gonna Be) Alright (Dirk Leyers Mix)
  4. 4. Shumi – The Wind and the Sea
  5. 5. Sam Taylor-Wood – I'm in Love with a German Film Star (Gui Boratto Mix)
  6. 6. Ada – Lovestoned
  7. 7. Coma – Sum
  8. 8. Gui Boratto – No Turning Back (Wighnomy's Likkalize Love Rekksmi)
  9. 9. Nicolas Stefan – Closer
  10. 10. Jonas Bering – Who Is Who

CD 2

  1. 1. Justus Köhncke – Give It to Me Easy
  2. 2. Matias Aguayo – Walter Neff
  3. 3. Mayburg feat. Ada – Each and Every Day
  4. 4. Gotye – Heart's a Mess (Supermayer Mix)
  5. 5. The Field – The More I Do (Thomas Fehlmann Mix)
  6. 6. Burger/Voigt – Wand Aus Klang (It's a Fine Line Mix)
  7. 7. Wassermann – Berg und Tal (Instrumental)
  8. 8. Jurgen Paape – Ofterschwang
  9. 9. Reinhard Voigt – Am Limit
  10. 10. Mugwump – Ignored Folklore
  11. 11. Pachanga Boys – Fiesta Forever

Noch keine Kommentare