laut.de-Kritik
Hosen, Helden und Hip Hopper gehen Hand in Hand.
Review von Mathias Möller"Move Against G8" beschreibt sich selbst als "Zusammenschluss linker KulturaktivistInnen und globalisierungskritischen Organisationen". Globalisierungsgegner beurteilen die G8, die acht wirtschaftsstarken Nationen der ersten Welt, als rücksichtslose Vertreter eigener Interessen, die ihre politisch-ideologische Hegemonie (und damit auch die Wirtschaftsmacht) um jeden Preis erhalten wollen. Traditionell begleiten massive und teilweise gewalttätige Proteste gegen die dunkle Seite der Globalisierung die Treffen der G8, trauriger Höhepunkt war 2001 der Tod des italienischen Aktivisten Carlo Giuliani beim G8-Gipfel in Genua.
Anfang Juni findet das jährliche Treffen in Heiligendamm an der Ostsee statt. Heuer blasen natürlich die deutschen Aktivisten besonders laut zum Widerstand und fordern die andere mögliche Welt. "Move Against G8" eint Musiker aller Couleur, die sich auf dem gleichnamigen Sampler positionieren. Wirkliche Überraschungen sind nicht dabei. Die traditionell eher linke und kritische Hamburger Schule ist mit Kettcar, Blumfeld, Tomte und Tocotronic gut vertreten.
"Diktatur Der Angepassten" und "Norden Der Welt" waren beide schon einmal auf Alben erschienen, neu ist "Alles Vorstellen (Keine Guillotine Weit Und Breit)", eine typische Kettcar-Nummer mit Text zum um die Ecke denken. Und britischen Indierockgitarren. Dass dieser Track auf das neue Album neugierig macht, ist ein erfreulicher Nebeneffekt. Der Bierbeben-Remix von "Aber Hier Leben, Nein Danke" hoppelt in bewährter Manier vor sich hin wie ein fettes Kaninchen.
Auch Bernadette La Hengsts und Madsens Beiträge sind bekannt. Rainer Von Vielen animiert äußerst unterhaltsam zum Tanzen der Revolution, und auch der rockige Drum'n'Bass von La Phaze taugt sicher fürs kollektive Tanzbeinschwingen beim Après-Demo. A propos Tanzen. Wohl aus sozialromantischen Beweggründen und antiimperialistischer Solidarität mit den Entwicklungsländern steht Reggae und Artverwandtes bei linken Aktivisten hoch im Kurs, natürlich darf er auch hier nicht fehlen.
Doch auch Nosliws "Ansage" und Jan Delays "Söhne Stammheims" sind längst bekannt. Ins selbe musikalische Horn stoßen Sillywalks Movement, Fermin Muguruza und Irie Révoltés, doch auch hier ist niemand linker Positionen unverdächtig. Natürlich darf Gutmensch Gentleman da nicht fehlen.
Hip Hop und Punkrock komplettieren den bunten Reigen der Globalisierungsverweigerer. Afrobs und Lisis Track "Müde" macht selbiges, Mad Maxamom hingegen lässt mit "Absage Nr.1" aufhorchen und beweist sowohl den Willen, den Mund aufzumachen gegen die Ungerechtigkeiten, als auch Humor. Die Hosen, trotz aller Mainstreampräsenz stets explizit, wenn es um Politik geht, sind mit einer stimmungsvollen Live-Version von "Pushed Again" vertreten. Der Sampler zum Widerstand wird von Finkenauer und Wir Sind Helden abgerundet.
Aus musikalischer Sicht hätte durchaus ein bisschen mehr exklusives oder neues Material auf der Compilation enthalten sein können, als politische Wortmeldung hat sie durchaus ihre Daseinsberechtigung. Vor allem, wenn die Teilnahme von populären Bands wie eben der Berliner Helden bewirkt, dass sich auch eher unpolitische Fans mit der G8-Problematik auseinander setzen.
1 Kommentar
Echt gut das laut.de ,ma sone kritik bringt und auch der podcast dazu ist echt gut.
find ich echt subba