laut.de-Kritik

Dieser Technosoul lässt Detroit leuchten ...

Review von

Früher wurde viel von der Achse Berlin-Detroit gesprochen. Was wohl zum Teil auch am Wirken des Berliner Techno-Clubs Tresor lag, in dem oftmals Detroiter Produzenten und DJs wie Jeff Mills oder Juan Atkins gespielt haben. Das Tresor von damals ist in der Zwischenzeit abgewickelt, die Koordinaten haben sich geändert.

Mittlerweile ist in Europa in Zusammenhang mit Techno Detroitscher Prägung die Rede von Delsin Records. Einem feinen Amsterdamer Label, das sich den Sound der Motor City auf die Fahnen geschrieben hat. Technosoul, wie die Macher selbst ihre Musik bezeichnen.

Ihnen geht es dabei nicht primär um das Bewahren in blinder Verehrung, als vielmehr um das Erforschen von Detroit-Techno selbst. Um der Energie und Wärme, den Stimmungen und Gefühlen auf den Grund zu gehen, die diese Musik transportiert. Und in diesem explorativen Sinne Tracks zu produzieren, mit dem erworbenen Wissen und mit Hilfe heutiger Technologie, die genauso gut in Broken Beat und Elektronika ihren Stil finden, in Richtung House oder Jazz driften oder sich eben am Original orientieren. Den freien, kreativen Geist, die Seele der ursprünglichen Musik aus den 80er-Jahren immer in sich tragend.

So verwundert es nicht, dass man Delsin mit dem Begriff Post-Detroit assoziiert. Die zwölf Interpreten auf "Planet Delsin, Interstellar Sounds Of Stardust", von Labelboss Peel Seamus zusammengestellt, zeigen eine vielfältige Bandbreite dessen, was Delsin und Underground-Produzenten aus aller Welt sich unter "outer space techno jams" vorstellen: Während Starfighterz, das Projekt des Schweizers Sam Geiser alias Deetron, einen auf Broken Beat macht, und bei Stinkworx ein dezenter Einfluss von Italo-Disco zur Geltung kommt, bringt "728" des Berliners Shed genau jene distinguierte Kühle und den Futurismus zur Geltung, wie man sie von Detroit kennt.

Ebenfalls mit einer gewissen Nähe zur alten Techno-Schule verpasst der Engländer Nubian Mindz "Red Sky" ein angenehm deepes Ambiente. Wie überhaupt eine Vielzahl der Tracks eine gehaltvolle, warme Deepness auszeichnet. Außerdem gibt es munter bleependen Acid vom Israeli DJ Yoav B., und Newworldaquarium schließen mit wunderbar hypnotischen Houseklängen diese erstklassige Label-Compilation ab. Hoch oben am Firmament erstrahlt der Planet Delsin, umwoben von feinen Sternenstaub aus den Weiten des Raumes, und lässt Detroit im Glanze hell erleuchten. Schön.

Trackliste

  1. 1. Terry Brookes - Isis 3007
  2. 2. Vince Watson - The Way It's Meant To Be
  3. 3. Starfighterz - Flavour 3
  4. 4. Speakwave - Bass Attacker
  5. 5. Shed - 728
  6. 6. Stinkworx - Calimari
  7. 7. D5 - Floatation Tank
  8. 8. Aroy Dee - Hill
  9. 9. Nubian Mindz
  10. 10. Peel Seamus - Seducer
  11. 11. DJ Yoav B. - Root And Branch
  12. 12. Newworld aquarium - Pyramid Rd

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