laut.de-Kritik
Neunte Ausgabe des legendären Epitaph-Samplers.
Review von Lars TrautmannStetig setzt sich die mittlerweile neun Ausgaben zählende Punk-O-Rama-Samplerreihe des allseits bekannten amerikanischen Labels Epitaph fort. Sie präsentiert auch dieses Mal reihenweise hauseigene Acts und Bands des Tochterlabels Burning Heart von Pennywise über Heideroosjes und Rancid bis zu den Beatsteaks und vielen mehr. Natürlich darf auch ein Beitrag der immer noch guten, aber auch immer noch gleich klingenden Bad Religion des Labelinhabers Brett Gurewitz (Gitarre), nicht fehlen.
Wie eh und je gibt es keine einheitliche Aussage im Inhalt der Texte, so spielt auch Politik eine eher nebensächliche Rolle. Die Punk-O-Rama-Sampler glänzen schlicht und einfach durch viele, gut geschriebene Punkrock-Kracher, die mal mehr in die Hardcore-Richtung tendieren und mal sehr melodisch sind, oder auch in Rock'n'Roll-Gefilde abweichen.
Und was mich besonders gewundert hat: es gibt zwei Hip Hop-Tracks auf der Scheibe. Verrückt denkt man sich, auf einem Sampler namens PUNK-O-Rama. Passt das überhaupt?
Punk war schon immer eine sehr politische Sache. Und gerade heute, wo Politiker wie George W. Bush für reichlich Zündstoff in politisch aufgeweckten Kreisen sorgen, rückt Musik mit politischen Texten immer mehr ins Rampenlicht. Brett Gurewitz versucht, dies zu unterstützen, und möchte hierbei nicht auf Punkrock beschränkt bleiben.
In einem Interview mit dem "Ox Fanzine" erklärte er, dass er sich wünsche, dass auch junge Bands wieder politisch aktiver würden. Atmosphere – eine der Hip Hop-Combos die hier ihren Song "The Keys To Life vs. 15 Minutes of Fame" veröffentlicht hat, ist aber nicht unbedingt ins politische Lager einzuordnen. Und Eyedea & Abilities mit "Now" schon gleich gar nicht.
Warum also? Naja, vielleicht braucht man nicht für alles eine Erklärung, das bisschen Untreue zum Punkrock schadet überhaupt nicht. Die Tracks fügen sich erstaunlich unauffällig in die lange Reihe der Punkrock-Songs ein und lassen sich angenehm hören. Track 23 tanzt auch ein wenig aus der Reihe. Error ist ein Projekt, das von unserem bereits mehrmals erwähnten Herrn Gurewitz ins Leben gerufen wurde. Allerdings ist er in die Band nur indirekt involviert. Elektrisch klingt der Großteil der Sounds, extrem hart und knüppelig. Gesungen wird vom Dillinger Escape Plan–Sänger Greg. Vielleicht nicht jedermanns Sache, aber auf jeden Fall was besonderes.
Die unzähligen Punkrock-Songs sind wie immer auch schön abwechslungsreich. The (International) Noise Conspiracy ("Armed Love") spielen rockigen Sound mit viel Druck, einer Orgel und politischen Texten. Dropkick Murphys ("The Dirty Glass") machen Folk-Punk mit Geige. - Prost Ahoi! Matchbook Romance ("Promise") haben eine Liebesballade beigesteuert. – Nur um einen kurzen Einblick zu schaffen.
Langsam erkennen Stück für Stück immer mehr Labels und Hersteller, dass man den Leuten zu Zeiten des MP3-Downloads mehr bieten muss als einen bloßen Tonträger, der letztendlich auch nicht wirklich besser ist als die selbstgebrannte Variante. Zu vielen CDs bekommt man nun beigelegte Aufnäher oder Buttons geschenkt, mal ist ein Poster dabei. Oder ein lustiges, ausführliches Beiheft. Viele Menschen sind auch durch das schwarze Gold, dem Vinyl, den klassischen Schallplatten zu begeistern. – Keine Frage, da hat man auf jeden Fall mehr in der Hand, und es ist ein Original. Wichtig ist auch eine gelungene Zusammenstellung der Tracks.
Als zusätzliches Schmankerl gibts eine DVD mit 12 Videos einiger der auf dem Sampler präsentierten Bands. Wie leider viel zu oft sind diese Videos aber alle nicht besonders interessant. Aus verschiedenen Winkeln gefilmte Posen der durchgestylten Bandmitglieder und zwischen drin ein paar abgehende Fans, oder eine, wenn überhaupt, kurz angeschnittene Handlung. Damit kann man eigentlich schon alle der zwölf Videos grob beschreiben. Nichts, was besonders heraus sticht.
Besonders viel Mühe haben die Macher nicht in die DVD gesteckt, zumindest auf meinem Rechner funktioniert sie nicht ganz fehlerfrei. Letztendlich macht das aber nicht so viel, da man für die DVD sowieso nichts bezahlen muss, die gibts geschenkt, wenn man sich den Sampler kauft. Und der passt wie angegossen in die Punk-O-Rama Reihe, die als Gesamtwerk schon fast als Klassiker in der Punkrock-Welt gehandhabt werden kann.
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