laut.de-Kritik
Wikingjugend statt KKK, so geht das mit der Quote!
Review von Jasmin LützDie Deutschquote muss weg, Heinz Rudolf Kunze sowieso und von Musik-Samplern hat man eigentlich auch die Schnauze voll. Das waren meine ersten Gedanken, als die neue Various Artists-Compilation "Quotenrocker" aus dem Hause Tapete im Briefkasten lag. Man kann die Diskussionen nicht mehr hören. Das Thema wurde doch nun wirklich genug ausgelatscht!
Doch es lohnt sich reinzuhören. Der Sampler, der gegen die Deutschquote ansingt, um diese mal "ordentlich auf die Schippe" zu nehmen (zwinker) hat einen pfiffigen Aspekt. Bekannte und weniger bekannte Bands präsentieren hier ihre teils sehr plumpen, aber recht amüsanten Coverversionen "des langweiligen Einheitsgedudels aus amerikanischem Lande". Natürlich in deutscher Quotensprache.
Charmant-böse tragen die Bands hier eigenwillige Interpretationen vor. Da wird aus dem Ramones- Klassiker "KKK Took My Baby Away" eine Ärzte-Revolte mit "Die Wikingjugend hat mein Mädchen entführt" oder Bowies "This Is Not America" zu einer einmaligen Richard von der Schulenburg-Elektro-Lofi-Performance. Großartig eingedeutscht! Weitere Smash-Rocker, die man leider wohl nie, ob mit oder ohne Quote, im Radio hören kann, kommen von Bernadette La Hengst, die Tuxedomoons "No Tears" bestens verwertet. Das Pawnshop Orchestra, dessen Frontmann Daniel Decker Mitverantwortlicher dieser Zusammenstellung ist, vergreift sich köstlich an Justin Timberlakes "Cry Me A River". Die Interpretation "Wein einen Fluss" verursacht sehr viel ehrlichere Stiche ins Herz.
Neben dem reichlich dargebotenen Ohrenschmalz lohnt sich auch ein Blick ins Booklet. Hier geben einige Promis ihre Meinungen kund, denen man problemlos zustimmen kann. Unter anderem Frank Spilker ("Eine Quote kann keinen guten DJ ersetzen!") oder Rocko Schamoni ("Gebt die Luft frei für Qualität, nicht für Kommerzialität!"), der nebenbei den 80er-Hit "Bridge To Your Heart" in "Gegen den Staat" übersetzt. Auch Linus Volkmann bringt die Problematik mal wieder auf den Punkt: "Fickt euch doch alle mit eurer Niedertracht und mit dieser ekligen deutschen Präpotenz!" und leistet zudem selbst einen revolutionären Musikbeitrag gegen die Scheißquote. Gemeinsam mit seiner geilen Kapelle Bum Khun Cha Youth verursacht er "Beim Autounfall" einen rasanten, aber angenehmen Elektro-Punk-Crash-Schmerz.
Darf man nur hoffen, dass das leidige Thema mit diesem Sampler endlich abgeschlossen ist. Es reicht ja dann doch. Und wie sagte Dirk von Tocotronic im letzten Interview so schön passend: "Zu viel deutsche Musik ist gar nicht gesund." Genau! Und das hier geht an Kunze und Co.: "Read between the lines...!"
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