laut.de-Kritik
Wenn bloß The BossHoss nicht dabei wären ...
Review von Markus Brandstetter"Sing meinen Song" ist im Prinzip eine wundervolle Sache. Deutsche Großkaliber, nicht wenige in Castingshows gestählt, und ein Schweizer singen sich derzeit im Privatfernsehen gegenseitig ihre größten Hits vor und sind abwechselnd gerührt, total gerührt, völlig von der Rolle, den Tränen nahe oder vollends begeistert. Schirmherr dieses musikalischen Potpourris ist bekanntlich die Lichtgestalt des deutschen Soulpop Xavier Naidoo, der bereits zum dritten Mal Prominenz lud, um der Musique zu frönen.
In Staffel eins waren das unter anderem Deutschchanson-Terminatrix Sarah Connor, der Volkssänger Gabalier und Guano-Apes-Frontröhre Sandra Nasic. In der zweiten Staffel haute Naidoo richtig auf die Kacke und buchte Hartmut Engler von Pur, Die Prinzen, Bourani, Catterfeld und die Stürmer. Ab gings ins Abenteuerland!
Bei Staffel drei aber, deren musikalische Ergüsse nun in Albumform vorliegen, fallen als erstes zwei respektable Namen auf, bei denen man denkt: Warum in aller Welt habt ihr euch darauf eingelassen? Wolfgang Niedecken und Samy Deluxe. Seis drum, Alben wollen schließlich verkauft werden. Neben Samsemilia und Niedecken singen sich noch Annett Louisan, Nena, The BossHoss und der Schweizer Sänger Seven im Fernsehen ihre Lieder vor und viele schauen zu. Wie gesagt, das Konzept hinter "Sing Meinen Song" ist keine schlechte Idee.
Auf Platte säußelt als erstes die Louisan in gewohnt süßlich rauchiger Manier "Nur Geträumt" von Nena. Dazu geben Bläser ein wenig Big Band-Drive. Aber im Ernst: Zu kritisieren gibts wenig. "Nur Geträumt" ist ein guter Song, und Louisans Stimme mag man oder eben nicht. Das gilt (musikalisch) auch für Naidoo. Der knöpft sich im Anschluss Nenas "Wunder Geschehen" vor, das Falsett sitzt.
Dann kommt Nena selbst an die Reihe: Sie singt eine Seven-Nummer als Chanson - auf Französisch. Nicht, dass der Song großartig Substanz und man den Refrain nicht schon tausendfach gehört hätte. Dasselbe gilt für Sevens "City Of Gold", interpretiert von Louisan. Unspektakulär, ganz souverän gesungen, tut keinem weh.
Fürchterlich hingegen kommt "Sex On Legs". Im Original von The BossHoss schon schlecht, und von Seven kaum auszuhalten. Geiler Rock soll das wohl sein, ist aber nicht sexy, sondern im schlechtesten Sinne albern. "Don't Give Me That", ebenfalls von The BossHoss, sorgt dann bei Nena für gute Laune und könnte auch bei jedem Eurovision-Songcontest auf den hinteren Plätzen landen.
Es wird noch alberner: BossHoss covern Samy Deluxe - genauer gesagt dessen Song "Superheld". Sie machen natürlich einen galoppierenden Country draus. Zum Gähnen. Auch Niedecken greift zu Herrn Deluxe: "Bis Die Sonne Rauskommt" wird zum Urlaubs-Sing-A-Long mit ulkigen Backing-Vocals, Niedecken singt Hochdeutsch, das geht in Ordnung.
Somit sind Bap dran: Xavier singt "Songs Sind Träume" und auch hier wird nicht gekölschelt. Klingt wie ein Naidoo-Song halt klingt. Danach Spotlight on Samsemilia: Der nimmt sich das politische "Kristallnacht" zur Brust und macht einen pulsierenden, recht düsteren Song draus, bei dem er seine Rap-Qualitäten allerdings nicht wirklich ausleben kann.
Dann wirds wieder übel: The BossHoss covern "Ich Will Doch Nur Spielen", die Durchbruchssingle von Louisan. Verrucht ist das sowieso nicht. Es will ein wenig rocken, bleibt aber ulkig. Überhaupt: Richtig schlimm ist es immer nur bei The Boss Hoss - die machen sogar "Leuchtturm" von Nena kaputt.
Summa Summarum: Die deutschen Cowboys wollen nur spielen, tun aber dauernd weh. Louisan bleibt unspektakulär, und Naidoo klingt nach Naidoo. Egal, was er singt. Seven geht durch die Bank spurlos an einem vorüber, bei "Du Fehlst Mir So" klingt er wie ein verwirrter Philipp Poisel, der Barjazz machen will.
Samy greift bei "Lost" ins Klo, der Gesang ist schwer auszuhalten und man wünschte sich, er hätte das Ganze bleiben lassen. Niedecken ist zwar ein Sympathieträger, reißt den Laden aber auch nicht raus (schlimm: "My Personal Song" von The Bosshoss). Bei Nena bleiben unterm Strich keine Kollateralschäden zurück, "Du kannst Zaubern" von BAP steht ihr sogar recht gut.
Am Schluss darf noch mal Xavier ran. "Weck Mich Bitte Auf Aus Diesem Albtraum" predigt er rechtschaffen - ein Samy Deluxe-Klassiker. Seine Version ist durchaus imposant. Der Rest der Platte bleibt dagegen oft lauwarm, aber meistens auszuhalten. Am schlimmsten sind ohnehin die betroffen gerührten Gesichter der Musiker, wenn sie ihre eigenen Lieder vorgesungen bekommen - aber die sieht man auf CD ja glücklicherweise nicht.
8 Kommentare mit 33 Antworten
Wenn Drake König des Hiphops ist, dann ist Naidoo wohl Deutschraps King
Na denn Prost
ein juckender eiterpickel könnte nicht ekeliger sein.
Wenn Naidoo hier musikalisch noch das beste ist, ist das Abendland endgültig verloren.
Tauscht Naidoo gegen MoneyBoy und ich schalte ein
https://www.youtube.com/watch?v=XF2BpjAwf6w
In diesem Fall finde ich, wenn man selbst kein Künstler ist, der was mit seiner Stimme oder mit Worten geschaffen hat, kann man nicht nachempfinden, wie es ist, wenn andere dieses Eigene interpretieren. Von daher ist an dieser Stelle Spott von oben herab nicht angebracht.
Am Ende sind das alles Leute mit veritablem muskalischen Background, die sich ihren Erfolg erarbeitet haben. Teilweise über Jahrzehnte. Und es geht hier halt um Pop, also runterkommen und genießen. Ich mag die Show.
Und die machen Kreuzfahrtschiffe voll!
?
bwahahaha, das symbol aus lautbarzeiten habe ich total vergessen, freddy. herrlich. gib bitte bei der nächsten mail mal den code durch
bwahahaha, das symbol aus lautbarzeiten habe ich total vergessen, freddy. herrlich. gib bitte bei der nächsten mail mal den code durch
kack eingefasst in Doppelpunkte?
Was hab ich eigentlich gerade kommentiert, dass hier so viele Haufen gelegt werden?
....
Ich seh gerade, der Haufen passt ganz gut.
Kackwurst?
Kackwurst@laut.de? Hab ich jetzt was gewonnen?
nein, Vurst
Der Himself-Prügel geht wohl nicht mehr?
#freetorque
torque? was ist mit dem? hab das alte monster hier lang nicht mehr gesehen.
Ehrlich? Ist das eine spezielle Form von Einbahnstraßen-Internet, was du dir in deine Gruft hast legen lassen?
#freetorque #jailhausordnung
in etwa, pseudologe.
ich verfolge das treiben in den comments hier aus zeitgründen längst nicht so lückenlos, wie ihr evtl glauben mögt.
und torque fand ich schon in der lautbar gut. der hatte auch immer ahnung, wenn er ne postpunk/goth-rezi kommentierte.
Torque hat irgendwas gesagt, was der hauseigene Erdogan nicht so lustig fand, und wurde dafür gebannt. Ich glaube, es hatte etwas mit der Pigmentierung der Hautfarbe zu tun.
Ebenso über richtigen Horrorcore
@dba
aha. danke. ich fand ihn nie antisemitisch oder rassistisch.
Es war eigentlich ein recht Typisch[er] Torque™-Kommentar. Sein Nachfolgeaccount v.liebenfells oder so wurde auch innerhalb kurzer Zeit gelöscht. Nun hat er wahrscheinlich genug von dieser Wohlfühldiktatur, schade.
Der kannte sich halt hervorragend in gesellschaftlichen Randbereichen aus. Sein teilweise psychohygienisch anmutender humoristischer bis zynischer Umgang mit diesem Wissen und der daraus resultierenden Empörung einiger Leser, die "ihn nicht so gut kannten", fehlen hier definitiv.
Der konnte mit rassistischen/antisemitischen Klischees jonglieren wie es sich all diese beschissenen nationalistischen Provo-/Fake-Accounts wünschen zu können. Aber wie viele hier war er öfters mal Opfer einer auf rein schriftlicher Ebene nicht übertragbaren Ironie seiner Beiträge, daher wohl der auf ihn völlig fehlangewendete Hausordnungsvollzug.
Ein Urgestein das eine Lücke hinterlassen hat. Nicht mehr aber auch verdammt nicht weniger
#realtorque